Presse­er­klärung des QNN: Hannover, 04.03.2015

Die Regie­rungs­par­teien SPD und Bündnis 90/Die Grünen sowie die FDP beabsich­tigen, das Merkmal „sexuelle Identität“ in den Gleich­heits­ar­tikel 3 Abs. 3 der Nieder­säch­si­schen Verfassung aufzu­nehmen sowie den Begriff „Rasse“ zu streichen oder zu ersetzen. Der Ausschusses für Rechts- und Verfas­sungs­fragen des Nieder­säch­si­schen Landtages führte dazu am 04.03.2015 eine Anhörung durch. Neben dem Lesben- und Schwu­len­verband (LSVD) Nieder­sachsen Bremen waren dazu insbe­sondere Menschen aus der Wissen­schaft zu Stellung­nahmen einge­laden.

Im Mittel­punkt der Anhörung stand das Für und Wider der Strei­chung oder Ersetzung des Begriffs „Rasse“. Deutlich unstrit­tiger war die Frage, ob der Begriff der „Sexuellen Identität“ hinzu­gefügt werden sollte. Hierfür votierte eine deutliche Mehrheit der Stellung­nahmen, u.a. der LSVD Nieder­sachsen Bremen im mündlichen Vortrag von Manfred Bruns. Inhalt­liche Bedenken wurden dagegen nicht vorge­tragen. Eine ableh­nende Haltung zu diesem Vorschlag bezog sich eher auf die Frage, ob die Verfassung überhaupt geändert werden sollte, wie z.B. Prof. Starck es thema­ti­sierte. Von unter­ge­ord­neter Bedeutung war dagegen die Erörterung der Frage, ob die Ergänzung des Merkmals „sexuelle Identität“ für die Straf­barkeit von pädose­xu­ellen Handlungen relevant wäre: Sie ist es nicht, wie überein­stimmend festge­stellt wurde.

Eine Verfas­sungs­än­derung ist trotz der deutlichen Befür­wortung in der Anhörung aller­dings nicht zu erwarten. Erst wenn auch Abgeordnete der CDU dem Vorhaben zustimmen würden, wäre die erfor­der­liche 2/3 Mehrheit möglich. Das ist jedoch unwahr­scheinlich. So formu­lierte MdL Lutz Winkelmann, CDU, er „fühle sich mit der Verfassung wohl“.

Thomas Wilde

PDF Presse­er­klärung QNN vom 04.03.15 — Sexuelle Identität

Die Nieder­säch­sische Landes­re­gierung erarbeitet seit diesem Jahr mit Koope­rie­renden aus der LGBTTI-Community eine landes­weite Kampagne für geschlecht­liche und sexuelle Vielfalt („Vielfalts­kam­pagne“). Die Kampagne soll in mehreren aufein­ander aufbau­enden Schritten zwischen dem 01.07.2014 und Ende 2017 erstellt und durch­ge­führt werden.

Im 2. Halbjahr 2014 geht es darum, die jeweils spezi­fi­schen Inter­es­sen­lagen und Diskri­mi­nie­rungs­er­fah­rungen von lesbi­schen Frauen, schwulen Männern sowie bisexu­ellen, trans- und inter­ge­schlecht­lichen Menschen in Nieder­sachsen getrennt vonein­ander zu erfassen. Hierfür hat das Nieder­säch­sische Minis­terium für Soziales, Gesundheit und Gleich­stellung Frau Dr. Kirsten Plötz und Herrn Christian Zacharias beauf­tragt, Gespräche und Inter­views mit ausge­wählten Personen und Gruppen durch­zu­führen. Frau Dr. Plötz ist für den Schwer­punkt lesbische und nicht-hetero­nor­mativ lebende Frauen und Herr Zacharias schwer­punkt­mäßig für schwule und bisexuelle Männer, trans- und inter­ge­schlecht­liche Menschen zuständig. Ziel der Gespräche ist, von allge­meinen und von Medien gegenüber Lesben, Schwulen sowie bisexu­ellen, trans- und inter­ge­schlecht­lichen Menschen thema­ti­sierten Frage­stel­lungen zu persön­lichen Erfah­rungen der jeweils inter­viewten Personen vorzu­dringen. Bei den für die Gruppen oder Angebote verant­wort­lichen Personen wird u.a. zusätzlich erfragt, woher sich die Motivation des ehren­amt­lichen Engage­ments speist und wie die Arbeit unter­stützt werden könnte. Frau Dr. Plötz und Herr Zacharias stellen in der Auswertung der Gespräche gegenüber dem Nieder­säch­si­schen Sozial­mi­nis­terium fest, welche Inter­es­sen­lagen und Diskri­mi­nie­rungs­er­fah­rungen vorliegen, ob und in welchem Maße die inter­viewten Menschen sich geoutet haben und wo sich Anknüp­fungs­punkte für die geplanten Aktivi­täten der Landes­re­gierung ergeben.

Im Frühjahr 2015 werden Frau Dr. Plötz und Herr Zacharias im Auftrag des Nieder­säch­si­schen Sozial­mi­nis­te­riums auf separaten Veran­stal­tungen („Zukunfts­tische 2025“) von und für lesbische Frauen, schwule Männer sowie bisexuelle, trans- und inter­ge­schlecht­liche Menschen die zuvor gewon­nenen Erkennt­nisse disku­tieren und erörtern. Aufgabe dieser „Zukunfts­tische“ ist es, Visionen für einen mittleren Zeitho­rizont zu entwi­ckeln.

Die so gewon­nenen Ergeb­nisse aller genannten Perso­nen­gruppen werden dann im Herbst 2015 auf einer großen, öffent­lich­keits­wirk­samen Veran­staltung zusam­men­ge­führt. Auf dieser Veran­staltung wird es darum gehen, die jewei­ligen inhalt­lichen Schnitt­mengen zu erkennen, gegen­seitige solida­rische Unter­stützung zu disku­tieren, aber auch trennende und eigen­ständige Angebote der jewei­ligen LSBTTI-Struk­turen zu benennen. Diese Ergeb­nisse stellen die wesent­lichen Grund­lagen für die weitere Entwicklung der Vielfalts­kam­pagne seitens des Landes Nieder­sachsen dar.

Sozial­mi­nis­terium, VNB und QNN laden ein, sich an der Planung der Kampagne zur geschlecht­lichen und sexuellen Vielfalt zu betei­ligen

Was bisher geschah
Die nieder­säch­sische Landes­re­gierung arbeitet seit Herbst 2013 daran, eine Kampagne für geschlecht­liche und sexuelle Vielfalt („Vielfalts­kam­pagne“) umzusetzen. Ausgangs­punkt ist der Koali­ti­ons­vertrag, in dem es heißt: „Die rot-grüne Koalition wird mit Koope­ra­ti­ons­partnern eine landes­weite Kampagne gegen Homophobie erarbeiten“. Feder­führend für die Umsetzung ist das Sozial­mi­nis­terium. Im Mittel­punkt sollen dabei die Ideen und das Engagement von Menschen stehen, die von „Homophobie“ Weiter­lesen

Fortbildung für Bildungspartner_innen und Mitar­bei­tende des VNB, insbe­sondere für Arbeits­kreis­lei­tungen

Gruppen­treffen und Stamm­tische sind in Nieder­sachsen das grund­le­gende Angebot, wenn Lesben und Schwule Kontakt zu gleich­ge­sinnten Menschen suchen. Auf dem Lande, wo keine Schwu­len­kneipe zu finden ist und ein Lesben­treff­punkt fehlt, bieten diese Gruppen regel­mäßig die Möglichkeit, sich über schwules und lesbi­sches Leben auszu­tau­schen. In Großstädten gibt es eine Vielzahl solcher Gruppen. Hier werden die Teilneh­menden in der Regel durch ein beson­deres Thema zusam­men­ge­führt: Ältere Schwule und Lesben oder das Interesse an Filmen zu LGBIT*Q‑Themen oder die Organi­sation eines CSDs. All diesen Treffen ist jedoch gemeinsam, dass jemand sie “organi­siert”.

Das Seminar richtet sich an alle, die solche Gruppen leiten oder organi­sieren. Wir wollen uns u.a. über folgende Fragen austau­schen:

  • Wann verläuft ein Gruppen­abend erfolg­reich?
  • Was kann die Organi­sation oder Leitung dazu beitragen?
  • Wie können die Teilneh­menden in den Abend einge­bunden werden?
  • Welche Wege führen zu Themen, die möglichst viele inter­es­sieren?
  • Wovon hängen Finan­zie­rungs­mög­lich­keiten für Gruppen­treffen ab?

Unser Ziel ist eine Verstän­digung darüber, was eine erfolg­reiche Gruppen­arbeit ausmacht.

 

Termin: Samstag, 14. Februar 2015, 11 — 17 Uhr

Ort: Andersraum, 30167 Hannover, Asternstr. 2

Teamer: Thomas Wilde / Volker Weiß

TN-Beitrag: keiner (Fahrt­kosten werden erstattet)

Anmeldung: VNB-Geschäfts­stelle Göttingen, Anja Bock
0551–507646-27; anja.bock@vnb.de

 

Anmel­de­schluss: 09.02.2015

 

 

Facetten von Liebe, Sexua­lität, Geschlecht und politi­schem Movement am Beispiel des LGBTIQ*-Alltags in Istanbul

7. bis 14. Dezember 2014, Gewöl­be­keller des Künst­ler­hauses Göttingen e.V.

Die Ausstellung Queers­tanbul zeigt ethno­gra­fisch-künst­le­rische Annäherung den LGBTIQ*-Alltag während der Pride Week in Istanbul im Juni 2014. Beispielhaft werden Einblicke in Lebens­welten von homo- und trans­se­xu­ellen Menschen zwischen indivi­du­ellen Alltag, Protest und politi­schem Movement verschafft.

Einige Stadt­teile Istanbuls wie Beyoglu gelten für Lesben, Schwule, Bi- und Trans­se­xuelle als sicher und werden von der queeren Szene stark geprägt. In den letzten Jahren boomt Istanbul mit einem vielfäl­tigen Angebot an Gay Kneipen, Bars, Clubs und Hostels als Metropole einer blühenden homose­xu­ellen Szene auch für Touristen. Seit 2003 hat Istanbul seinen jährlich von der Organi­sation „LGBTI Istanbul“ veran­stal­teten LGBTI Pride March. Nachdem im ersten Jahr 30 Personen teilnahmen, versam­melten sich im Zuge der “Gezi-Park”-Demonstrationen im Juni 2013 Tausende von Homo‑, Bi‑, Hetero- und Transe­xu­ellen sowie sich solida­ri­sie­renden Gezi Park-Demons­tranten am Taksim-Platz in Istanbul, um gegen den türki­schen Minis­ter­prä­si­denten Erdoğan und gegen Homophobie zu protes­tieren.

Die LGBTI Pride in Istanbul gilt als die größte Pride Parade in Osteuropa. Aber auch dort, wo Queers ihre sexuelle Identität in der Öffent­lichkeit leben können, sind Homo- und Trans­phobie noch immer ein Problem. Durch den Einfluss der Regierung Erdogans ist darüber hinaus ein wachsender religiös­le­gi­ti­mierter, konser­va­tiver Einfluss spürbar. Die Stimmen, die auf diesen Missstand aufmerksam machen wollen, werden­lauter. Gleich­zeitig ist aber auch in der “westlichen Welt” die Perspektive zu vernehmen, welche die “türkische und arabische” Welt als zunehmend homophob konstruiert.

Ausgehend von dem Forschungs­se­minar “Global City Istanbul” bei Prof. Dr. Sabine Hess und Dr. Gerda Heck am Institut für Kultur­antro­po­logie der Univer­sität Göttingen entwi­ckelten wir ein Ausstel­lungs­konzept, um unsere gewonnen Forschungs­er­geb­nisse der Öffent­lichkeit zugänglich machen zu können.

Unsere Fotografien, Sound- und Filmin­stal­la­tionen zeigen Jugend­liche, die in einer Schwu­lenbar auf der Bühne türkische, sehnsuchts­schwangere Liebes­lieder singen und Bauchtanz in Frauen­kleidern vorführen, Cross­dresser-Jugend­liche im Macka-Park, über welche wir beim Pride-Picnic im Park eine kurdische Transfrau kennen­lernten, die als Sexar­bei­terin arbeitet und von ihren Diskri­mi­nie­rungen seitens der Polizei erzählt.

Filmaus­schnitte zeigen die Verleihung des Anti-Homophobie-“Hormonlu Domates”-Awards, die von der verzau­bernden und mitrei­ßenden Mademoi­selle Coco moderiert wurde. Wir entwi­ckelten einen Film zur “Queer Art”-Ausstellung, die von jungen Istan­buler Kunstfreud*innen organi­siert wurde. Merve, eine Trans-Sexar­bei­terin, lud uns zum Frühstück zu sich ein und erlaubte uns, einen Inter­viewfilm mit ihr zu drehen.

Insbe­sondere freut es uns, dass wir die Istan­buler Künst­le­rinnen Ceren Saner und Elif KK für uns gewinnen konnten. Ihre Kunst­werke, die sich mit Liebe und Sexua­lität ausein­an­der­setzen, werden in unserer Ausstellung zu sehen sein. Ceren Saner wird zum Abschluss der Ausstellung am Sonntag, den 14. Dezember, persönlich erscheinen und bei einem Photo Showing tiefere Einblicke in ihre Kunst­arbeit gewähr­leisten.

Mit unserer Ausstellung wollen wir sicht- und hörbarer Teil eines wichtigen Diskurses sein, eine Plattform des regen Austauschs und der leben­digen, kriti­schen, handlungs­in­ter­es­sierten Kommu­ni­kation werden und mit unserem ethno­gra­fi­schen Ansatz in Kombi­nation mit queer-feminis­ti­schen Exponaten einen Beitrag zur zeitge­nös­si­schen Dokumen­tar­kunst leisten.

Für weitere Infor­ma­tionen besuchen Sie gerne die Homepage www.queerstanbul.com oder per E‑Mail unter: queerstanbul@gmail.com

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