, , , ,

Nie­der­sach­sen wird „quee­rer“ — Lan­des­haus­halt sieht Mit­tel für eine Kam­pa­gne vor

Nie­der­sach­sen wird „quee­rer“ — Lan­des­haus­halt sieht Mit­tel für eine Kam­pa­gne vor
Mit den im Dop­pelh137512aus­halt für 2017/18 jähr­lich vor­ge­se­he­nen 1,1 Mil­lio­nen Euro set­zen die Koali­ti­ons­part­ner ein deut­li­ches Zei­chen, dass die Ver­bes­se­rung
der Situa­ti­on von Les­ben und Schwu­len sowie trans* oder inter*geschlechtlichen Men­schen (LSBTI*) ein wich­ti­ges Anlie­gen ist. Die in einem brei­ten
Betei­li­gungs­pro­zess von 2014 bis 2015 erho­be­nen Anlie­gen von LSBTI* bie­ten die nöti­ge Grund­la­ge, erfolg­rei­che Maß­nah­men zu pla­nen.
Das QNN begrüßt, dass die bis­he­ri­ge Arbeit des Sozi­al­mi­nis­te­ri­ums zur Ent­wick­lung von­Maß­nah­men und Zie­len einer Kam­pa­gne mit die­sem Haus­halts­an­satz nun in die Pra­xis über­führt wird. Für das QNN wird dabei im Mit­tel­punkt ste­hen, mit den Mit­teln Struk­tu­ren zu schaf­fen, die auch nach 2018 für eine nach­hal­ti­ge Ver­an­ke­rung der Viel­falt der sexu­el­len Ori­en­tie­run­gen und geschlecht­li­chen Iden­ti­tä­ten in Nie­der­sach­sen sor­gen. Wel­che Aktio­nen und Maß­nah­men auf den Weg gebracht wer­den soll­ten, wird dass QNN bis Anfang Febru­ar als Pla­nungs­vor­schlag für das Gespräch mit Poli­tik und Minis­te­ri­um erar­bei­ten. Dabei wird ein Schwer­punkt dar­auf lie­gen, die vor­han­de­nen Grup­pen und Ver­ei­ne
zu stär­ken, die sich bereits jetzt für die Ver­bes­se­rung der Situa­ti­on von LSBTI* Per­so­nen ein­set­zen. Tho­mas Wil­de, Geschäfts­füh­rung des QNN stellt dazu fest: “Um in der Mehr­heits­ge­sell­schaft die Akt­zep­tanz für die Viel­falt der Sexua­li­tät und geschlecht­li­chen Iden­ti­tä­ten zu ver­bes­sern, wird es nicht rei­chen, die­se Akzep­tanz abs­trakt mit Pla­ka­ten und ähn­li­chen Wer­be­trä­gern ein­zu­for­dern. Wich­ti­ger dürf­te sein, dass Les­ben und Schwu­le, trans* oder inter­ge­schlecht­li­che Men­schen per­sön­lich ihre Anlie­gen ein­brin­gen im jewei­li­gen Umfeld. Die Spann­brei­te reicht dabei von einer respekt­vol­len Beglei­tung bei geschlechts­an­glei­chen­den Maß­nah­men für trans*geschlechtliche Men­schen bis hin zur För­de­rung eines CSD durch eine Kom­mu­ne. Gelingt es mit sol­chen Anlie­gen in den Aus­tausch zu kom­men mit dem jewei­li­gen Gegen­über, dürf­ten auch hete­ro­se­xu­el­le Men­schen die Berei­che­rung erken­nen. Sei es, eine inter*geschlechtliche Per­son zeigt auf, dass es mehr gibt als den “Mann” und die “Frau” mit ihren jewei­li­gen Rol­len­be­gren­zun­gen. Sei es, sie genie­ßen den CSD als öffent­li­ches Fest, das mit viel Ein­satz und Lie­be vor­be­rei­tet eine Stadt­ge­sell­schaft berei­chert. Auf die­sem Wege könn­te aus der von Bünd­nis 90 / Die Grü­nen initi­ier­ten Bereit­stel­lung von 1,1 Miol­lio­nen Euro tat­säch­lich flä­chen­de­ckend mehr “que­e­res Leben” in Nie­der­sach­sens ent­ste­hen. Damit wäre gleich­zei­tig rück­wärts gewand­ten Bestre­bun­gen für über­hol­te Vor­stel­lun­gen von Ehe, Fami­lie und den zuge­hö­ri­gen Rol­len­kli­schees ent­ge­gen­ge­ar­bei­tet.

Zum Hin­ter­grund:
Der Grund­stein für die Kam­pa­gne wur­de bereits im rot-grü­nen Koali­ti­ons­ver­trag 2013 gelegt. Dort lau­tet die For­mu­lie­rung, mit „Koope­ra­ti­ons­part­nern soll eine lan­des­wei­te Kam­pa­gne gegen Homo­pho­bie“ erar­bei­tet wer­den. Das QNN griff die­se Ein­la­dung auf und such­te das Gespräch mit dem für die Umset­zung ver­ant­wort­li­chen Sozi­al­mi­nis­te­ri­um.
Ers­tes Ergeb­nis der Gesprä­che war, dass an Stel­le des Begriffs „Homo­pho­bie“ mit einer posi­ti­ven For­mu­lie­rung benannt wer­den soll­te, wor­um es geht. Wich­tig war die Erset­zung des Begriffs
„Homophobie“auch inso­fern, weil es seit 2014 nicht mehr nur um schwu­le Män­ner geht son­dern auch Les­ben sowie trans* oder inter*geschlechtliche Men­schen The­ma der Lan­des­ebe­ne sind.
So wur­den u.a. als Inter­es­sen­ver­tre­tun­gen das Netz­werk „Les­bisch in Nie­der­sach­sen“ (LiN), der „Lan­des­ver­band für trans*geschlechtliche Selbst­be­stim­mung in Nie­der­sach­sen“ (LtSN) sowie
„Inter­ge­schlecht­li­che Men­schen – Lan­des­ver­band Nie­der­sach­sen“ gegrün­det. Auch wur­de die Zustän­dig­keit des „Schwu­len­re­fe­ren­ten“ Hans Hen­ge­lein im Sozi­al­mi­nis­te­ri­um um die The­men
„Lebi­sches Leben” sowie Trans- und Inter­ge­schlecht­lich­keit erwei­tert in Ver­bin­dung mit ent­spre­chen­den För­der­mög­lich­kei­ten und einer Ver­la­ge­rung die­ses neu­en Auf­ga­ben­zu­schnitts in das
Refe­rat für Fami­li­en­po­li­tik, des­sen Bezeich­nung nun ent­spre­chend “Refe­rat für Fami­li­en­po­li­tik, Gleich­stel­lung gleich­ge­schlecht­li­cher Lens­wei­sen” lau­tet.
Die aktu­el­le For­mu­lie­rung für die Kam­pa­gne lau­tet „För­de­rung der Viel­falt der sexu­el­len Ori­en­tie­run­gen und geschlecht­li­chen Iden­ti­tä­ten“. Sie wur­de bereits 2014 ent­wi­ckelt unter Betei­li­gung
des Sozi­al­mi­nis­te­ri­ums bei einer Tagung in der Aka­de­mie Wald­schlöss­chen. Die Schaf­fung von Betei­li­gungs­mög­lich­kei­ten präg­te dann auch die wei­te­re Zusam­men­ar­beit zwi­schen Sozi­al­mi­nis­te­ri­um und QNN im Hin­blick auf die Ent­wick­lung der Kam­pa­gne. „Anders als ande­re Bun­des­län­der ent­schied sich Nie­der­sach­sen dabei, in einem län­ge­ren Pro­zess
zu erkun­den, wo das Land in wel­cher Wei­se han­deln könn­te. Erst­ma­lig wur­den Lebens­la­gen und Bedar­fe von les­bi­schen und nicht hete­ro­nor­ma­tiv leben­den Frau­en, von schwu­len und bise­xu­el­len
Män­nern, von trans* und inter* Men­schen auf Lan­des­ebe­ne jeweils ein­zeln erforscht“, wie Dr. Kirs­ten Plötz und Chris­ti­an Zacha­ri­as in ihrem am 31.08.2016 ver­öf­fent­lich­ten Abschluss­be­richt
der Erhe­bungs­pha­se fest­stel­len, die sie im Auf­trag des Sozi­al­mi­nis­te­ri­um als Werk­ver­trags­neh­men­de durch­führ­ten. Dazu wur­den „in drei Pro­jekt­pha­sen von jeder die­ser Per­so­nen­grup­pen die Bedeu­tung der Selbst­hil­fe­be­we­gung, spe­zi­fi­sche Dis­kri­mi­nie­rungs­er­fah­run­gen, Visio­nen eines bes­se­ren Lebens und Hand­lungs­emp­feh­lun­gen an das Land ermit­telt. Der Pro­zess erfolg­te Bot­tom-Up: In jede Pha­se der Ent­wick­lung wur­den die Vertreter*innen der unter­schied­li­chen Com­mu­ni­ties aktiv ein­be­zo­gen und brach­ten ihre per­sön­li­che oder beruf­li­che Exper­ti­se, ihre Erfah­run­gen und ihre Ideen ein“ wie es wei­ter in ihrem Bericht heißt. Für die Durch­füh­rung von Maß­nah­men sind damit jetzt im bun­des­wei­ten Ver­gleich her­aus­ra­gen­de Grund­la­gen geschaf­fen.

Skip to content