Kacheln in verschiedenen Blautönen. Manche Kacheln sind mit weißen Silhouetten von Meerestieren versehen.

Sport ist für vie­le trans*, inter* und nicht-binä­re Per­so­nen eine Frei­zeit­be­schäf­ti­gung, die mit viel Unsi­cher­heit ein­her­geht. Vor allem beim Schwim­men sind nicht nur die Umklei­den und Duschen oft ein Pro­blem, son­dern auch die Bade­klei­dung und die damit ver­bun­de­ne Sicht­bar­keit des Kör­pers sind in Schwimm­bä­dern meist nicht ange­nehm oder ver­ur­sa­chen Dys­pho­rie.

 

Um für trans*, inter* und nicht-binä­re Men­schen einen siche­ren Raum zum Schwim­men zu schaf­fen, orga­ni­sie­ren die Lan­des­fach­stel­le Trans* und die Lan­des­ko­or­di­na­ti­on Inter* gemein­sam mit regio­na­len Partner*innen All Bodies Swim!

 

Ein­ge­la­den sind alle trans*, inter und sich nicht geschlecht­lich binär ver­ord­nen­den Per­so­nen, die ger­ne schwim­men und sich hier­für einen geschütz­ten Ort wün­schen. Freund*innen und Ange­hö­ri­ge in Beglei­tung sind eben­falls herz­lich will­kom­men.

 

Die Schwimm­hal­len sind wäh­rend der genann­ten Schwimm­zei­ten aus­schließ­lich für uns reser­viert. Es gibt Gemein­schafts­um­klei­den sowie Ein­zel­ka­bi­nen. Alle kön­nen die Umklei­den nut­zen, in denen sie sich am wohls­ten und sichers­ten füh­len.

 

Es gibt kei­ne kör­per­be­zo­ge­nen Vor­schrif­ten bezüg­lich der Schwimm­klei­dung. Ein­zig ver­blei­ben­de Beklei­dungs­vor­schrift: Beklei­dungs­stü­cke müs­sen aus einem Funk­ti­ons­stoff sein (z.B. kei­ne Baum­wol­le).

 

Alle Teil­neh­men­den ver­pflich­ten sich frei­wil­lig dazu, die Kör­per oder die Beklei­dung ande­rer Gäs­te nicht zu mus­tern, anzu­star­ren oder zu kom­men­tie­ren und die Gren­zen ande­rer Gäs­te zu ach­ten und zu respek­tie­ren.

 

Schwimm­kennt­nis­se sind Pflicht!

Eintritt frei.

Hannover:

 

Hal­len­bad Ander­ten
Eis­teich­weg 9
30559 Han­no­ver

 

Zu errei­chen via
S3, S7 (Rich­tung Cel­le) Hal­te­stel­le Han­no­ver Ander­ten-Mis­burg
5 (Rich­tung Ander­ten) Hal­te­stel­le Königs­ber­ger Ring

In Koope­ration mit

Logo TSV Anderten GmbH
Logo Landeshauptstadt Hannover
Logo der SHG TransParenz im Andersraum
Termine
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Braun­schweig:

 

Bürger­Ba­dePark
Nimes-Straße 1
38100 Braun­schweig

 

Zu erreichen via
419, 461 Halte­stelle am Wassertor
601, 620 Halte­stellen am Wassertor, John‑F.-Kennedy-Platz, Friedrich-Wilhelm-Platz
1, 2, 10 Halte­stellen John‑F.-Kennedy-Platz, Friedrich-Wilhelm-Platz

In Koope­ration mit

Banner des SLS Braunschweig e,V.
Logo der Stadt Braunschweig
Logo des VSE
Logo BürgerBadePark

Ein Projekt von

Logo Landesfachstelle Trans*

All Bodies Swim in Braun­schweig wird gefördert von

Logo stadt Braunschweig Büro Migration
Logo Demokratie Leben
Kacheln in verschiedenen Blautönen. Manche Kacheln sind mit weißen Silhouetten von Meerestieren versehen.

Das Schwimm­an­gebot für trans*, inter* und nicht-binäre Menschen, All Bodies Swim, fällt aufgrund von Repara­tur­ar­beiten im Hallenbad Anderten bis mindestens einschließlich November 2023 geschlossen. In der Zwischenzeit könnt ihr jedoch das Schwimm­an­gebot in Braun­schweig nutzen. Alle Infos dazu findet ihr hier!

Wir halten auch auf dem Laufenden!

Sticker auf einer Säule "Trans* People are wellcome here"

Die Landes­fach­stelle Trans* hat am 12.07.2023 die nieder­säch­si­schen Trans*Beratungen in die Landes­haupt­stadt einge­laden, um gemeinsam über zukünftige Quali­täts­stan­dards zu tagen. Ein solches Papier, das die Qualität der Trans*Beratungen in Nieder­sachsen festhält und nach außen trans­parent macht, war schon länger geplant. Nun geht es endlich an die Umsetzung: Die Landes­fach­stelle Trans* hat hierfür einen Entwurf erstellt, der gemeinsam mit den Beratungs­an­ge­boten durch­ge­sprochen und verab­schiedet wird. Für den ersten Entwurf wurden wichtige Aspekte für die Beratungs­struktur aus den Angeboten eingeholt und bereits existie­rende Standards und Leitfäden zur Beratung von queeren und trans* Menschen berück­sichtigt. Diese werden nun im weiteren Prozess bedarfs- und praxis­ori­en­tiert auf die nieder­säch­sische Beratungs­land­schaft angepasst. Ziel ist es, in einem parti­zi­pa­tiven Prozess gemeinsame Standards zu verab­schieden, in denen sich unter Anderem auf Haltung, Quali­fi­kation und Quali­täts­si­cherung in der Trans*Beratung geeinigt wird. Gleich­zeitig zeigt die Arbeit an den Standards, dass die fachlich hochqua­li­fi­zierten Angebote aufgrund mangelnder Förderung in ihrer Arbeit einge­schränkt werden.

 

Beim Auftakt waren acht der elf nieder­säch­si­schen Angebote vertreten. In den Gesprächen wurde vor allem sichtbar, wie divers die Beratungs­land­schaft in Hinblick auf Ehrenamt und Umsetzung des Peer-Ansatzes ist. Gleich­zeitig zeigte sich auch das gemeinsame Interesse an einer gesicherten fachlich profes­sio­na­li­sierten Trans*Beratung im Land Nieder­sachsen. Es sind weitere Termine geplant, um die Standards gemeinsam zu vervoll­stän­digen. Die Quali­täts­stan­dards soll sich dann an alle Stellen richten, die psycho­so­ziale Trans*Beratung anbieten.

Am 09.05.2023 hat das Bundes­mi­nis­terium für Justiz den gemeinsam mit dem Bundes­mi­nis­terium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) erarbei­teten Referen­ten­entwurf für das „Gesetz über die Selbst­be­stimmung in Bezug auf den Geschlechts­eintrag und zur Änderung weiterer Vorschriften“, kurz SBGG und auch bekannt als Selbst­be­stim­mungs­gesetz, veröf­fent­licht. Dieser Geset­zes­entwurf ist ein wichtiger und lange überfäl­liger Schritt zum Abbau menschen­rechts­ver­let­zender Behand­lungen von trans*, inter* und nicht-binären (TIN*) Personen. Die Ampel-Koalition ist damit die erste Bundes­re­gierung, die sich der lange gefor­derten Abschaffung des Trans­se­xu­el­len­ge­setzes (TSG) annimmt und einen entschei­denden Schritt zur Entpa­tho­lo­gi­sierung von trans*, inter* und nicht-binären Personen geht. 

 

Der Entwurf sieht vor, jegliche Pflichten für Gutachten und Atteste, wie sie bislang durch TSG und § 45b Perso­nen­stands­gesetz (PStG) gefordert wurden, ersatzlos zu streichen, um eine Änderung von Geschlechts­eintrag und Vornamen zu erwirken. Damit folgt die Bundes­re­gierung nicht nur den Forde­rungen von TIN* Commu­nities und Verbänden, sondern auch Entwick­lungen in Wissen­schaft und Medizin.  

 

Neben der Entpa­tho­lo­gi­sierung, die durch diesen Referen­ten­entwurf voran­ge­trieben wird, lässt sich positiv hervor­heben, dass der verfas­sungs­recht­liche Schutz der Geschlechts­iden­tität weiter anerkannt wird. Daneben wird die Unter­scheidung von Verfahren für trans* und inter* Personen aufge­hoben. Nicht-binäre Personen werden zudem erstmals in ihren Bedürf­nissen zur Änderung von Geschlechts­eintrag und Vornamen explizit wahrge­nommen. Das SBGG schafft damit endlich eine explizite Anerkennung und Lösung für nicht-binäre Personen, die bislang durch das System fielen.  

 

Ebenfalls positiv ist, dass das SBGG mit Artikel 1, §12 rechtlich festhält, dass sich binär formu­lierte Gesetze, die in ihrer Auswirkung keine Unter­schei­dungen zwischen den Geschlechtern vorsehen, auch Menschen ohne Geschlechts­eintrag oder mit dem Eintrag divers berück­sich­tigen. 

 

Der aktuelle Entwurf enthält im Vergleich zu den im Juni 2022 vorge­stellten Eckpunkten einige Rückschritte. Zurück­zu­führen ist dies auf die voran­ge­gan­genen, von trans*feindlichen Akteur*innen geführten, öffent­lichen Debatten. Die Landes­fach­stelle Trans* und Landes­ko­or­di­nation Inter* vom Queeren Netzwerk Nieder­sachsen sehen Kritik­punkte im vorge­stellten Referen­ten­entwurf, welche die Selbst­be­stimmung von trans*, inter* und nicht-binären Menschen weiterhin einschränken. Uns ist wichtig den Entwurf konstruktiv zu kriti­sieren, ohne gleich­zeitig für einen Verwurf zu plädieren. Denn klar ist, wenn dieses Geset­zes­vor­haben verworfen wird, ist unsicher, wie die Chancen auf eine Abschaffung des TSGs und eine Entpa­tho­lo­gi­sierung von § 45b PStG in der nahen Zukunft stehen.  

Zentrale Kritik­punkte sind insbe­sondere die Regelungen für Minder­jährige, die angeführten Ausnah­me­fälle und Restrik­tionen, Dienst­pflichten im Vertei­di­gungsfall, der Verweis auf das Hausrecht, sowie das geplante Offen­ba­rungs­verbot.

 

Im vorlie­genden Entwurf verbessert sich die Situation für Minder­jährige nicht. Nach wie vor sind Jugend­liche zwischen 14 und 18 Jahren bei der Änderung ihres Vornamens und/oder Perso­nen­standes auf die Einwil­ligung ihrer Sorge­be­rech­tigten angewiesen (§3). Werden Jugend­liche nicht von diesen unter­stützt, kann ein Famili­en­ge­richt hinzu­ge­zogen werden. Diese Regelung fördert nicht nur das Macht­ge­fälle zwischen Jugend­lichen und ihren Sorge­be­rech­tigten, sie ist auch mit Hürden verbunden und damit für junge TIN* Personen schwer durch­zu­setzen.  

 

Der Gesetz­entwurf ist darauf bedacht, den öffentlich immer wieder befürch­teten Missbrauch des Gesetzes zu erschweren So legt der Referen­ten­entwurf fest, dass die Änderung von Perso­nen­stand und Vornamen erst nach Ablauf einer dreimo­na­tigen Frist in Kraft treten. Der Zeitraum von drei Monaten ist hierbei scheinbar nicht an ander­weitig übliche Fristen angelehnt, sondern willkürlich bestimmt. Zusätzlich sieht das Gesetz eine einjährige Sperr­frist für die erneute Änderung vor. Für inter­ge­schlechtlich geborene Menschen stellt der Entwurf in Hinsicht auf die Wartezeit und die Sperr­frist eine massive Verschlech­terung im Vergleich zur bishe­rigen Regelung dar. Der § 45b Perso­nen­stands­gesetz (PStG), nach welchem die Änderung sofort in Kraft tritt, entfällt mit dem Selbst­be­stim­mungs­gesetz. Nach diesem müssen inter* Personen zwar ein ärztliches Attest vorlegen, eine Sperr­frist oder Warte­zeiten enthält das Gesetz jedoch nicht.  

 

Standesbeamt*innen erhalten durch eine weitere Ausnah­me­re­gelung einen großen Entschei­dungs­spielraum, welcher zu erneuter Fremd­be­stimmung führen kann. So kann die Eintragung der Erklärung von Standesbeamt*innen abgelehnt werden, wenn ein „offen­sicht­licher Missbrauch“ vorliegt. In der Vergan­genheit wurden mehrfach Änderungen nach dem § 45b PStG trotz des Vorliegens aller notwen­digen Dokumente nicht nachvoll­ziehbar abgelehnt. Vor dem Hinter­grund dieser Erfah­rungen müssen sämtliche Möglich­keiten der Willkür verhindert werden. 

 

Ein weitere Kritik­punkt liegt bei der Regelung zur Änderung von männlichen Geschlechts­ein­trägen im Spannungs- und Vertei­di­gungsfall vor. Hier ist nicht klar geregelt, ob die zwei Monats­frist ab Abgabe der persön­lichen Erklärung gilt oder erst nach dem Wirksam­werden mit der dreimo­na­tigen Frist.  

 

Die Geset­zes­be­gründung betont, dass aus anderen Ländern, die ähnliche Gesetze verab­schiedet haben, keine Missbrauchs­fälle bekannt sind. Hier entsteht eine Diskrepanz zwischen Datenlage und dem Gesetz­entwurf der Bundes­re­gierung. 

 

Die Einfluss­nahme queer­feind­licher Diskurse zeigt sich vor allem in der Betonung bestehenden Rechts. Während die Einbringung des Hausrechts in der Geset­zes­be­gründung angebracht ist, ist ihr Verweis im Geset­zestext unter §6 (2) mehr als beunru­higend. Statt voraus­zu­setzen, dass Hausrecht und AGG durch das SBGG unberührt bleiben, liest sich der Satz als Auffor­derung das Hausrecht gegen (vermeint­liche) TIN* Personen durch­zu­setzen und Ausschlüsse zu fördern. Damit befeuert der Entwurf Vorur­teile gegenüber TIN* Personen und trägt zur syste­ma­ti­schen Diskri­mi­nierung bei, anstatt diese abzubauen.   

 

Während generell positiv hervor­zu­heben ist, dass das Offen­ba­rungs­verbot auch rückwirkend auf TSG und § 45b PStG bußgeld­be­währt ist, bleibt fraglich, wie prakti­kabel die Umsetzung ist. Um den Anspruch geltend zu machen, muss das Verwenden alter Vornamen und Anreden als schädlich befunden und gleich­zeitig nachge­wiesen werden. Des Weiteren formu­liert der Geset­zestext Ausnahmen für das Offen­ba­rungs­verbot für Kinder und Ehepartner*innen, die nach der Änderung von Geschlechts­eintrag und/oder Vornamen in ein familiäres Verhältnis mit der entspre­chenden Person gekommen sind. Hier wird die Möglichkeit geschaffen das selbst­be­stimmte Coming Out gegenüber Kindern und Ehepartner*innen rechtlich zu umgehen. Auch in familiären Nahbe­zie­hungen sollte es immer der jewei­ligen Person offen­stehen, ob sie ihren bei Geburt gegebenen Perso­nen­stand und Vornamen teilen möchte. 

 

Ein weiterer Kritik­punkt liegt in den Regelungen zur Eltern­schaft. Die Fortschreibung der im TSG festge­schrie­benen Handhabe, dass trans* Eltern mit falschen Namen und Perso­nen­stand in der Geburts­ur­kunde vermerkt werden, wurde im Entwurf übernommen. Aufgrund der geplanten Refor­mierung des Abstam­mungs­rechts handelt es sich hierbei nur um eine Übergangs­lösung. Diese bietet immerhin erste Erleich­te­rungen für TIN* Eltern­teile, indem sie sich als Elternteil anstatt Mutter oder Vater eintragen lassen können. Diese Interims­lösung stellt trotzdem keine vollum­fäng­liche recht­liche Anerkennung dar. 

 

Zentrale Punkte ergeben sich für das Land Nieder­sachsen aus dem Referen­ten­entwurf in Bezug auf Beratungs­struk­turen, Regelungen im schuli­schen Kontext und Haftbe­din­gungen.

 

Aufgrund der wegfal­lenden Begut­ach­tungs­praxis bedeutet dieser Entwurf vor allem eine Entlastung der ohnehin strapa­zierten Versor­gungs­struktur in Psycho­the­rapie und Psych­iatrie. Somit werden voraus­sichtlich Ressourcen zur Ermög­li­chung medizi­ni­scher Transi­tionen frei. Da insbe­sondere viele Jugend­liche und deren sorge­be­rech­tigten Personen Entschei­dungen nicht ohne Unter­stützung treffen, ist gleich­zeitig von vermehrten Anfragen an Beratungs­an­ge­boten und Peerbe­ra­tungen zu rechnen. Die bereits jetzt notwendige Verbes­serung der Förder­struk­turen für Beratungs­stellen in Nieder­sachsen wird durch das geplante Vorhaben entspre­chend verstärkt. Die Bundes­re­gierung beabsichtigt Beratungs­an­gebote weiter auszu­bauen, jedoch fehlt es im Gesetz­entwurf an konkreten Maßnahmen zur Umsetzung. 

 

Besonders in Bezug auf Nieder­sachsen, wo es weiterhin an einer Regelung bzgl. der Änderung von Vornamen und Geschlecht in Schul­akten und Zeugnissen ohne eine recht­liche Änderung dieser Angaben fehlt, ist auch der §6 (1) kritisch zu sehen. Dieser legt fest, dass aktueller Vornamen und Geschlechts­eintrag im Rechts­verkehr maßgeblich sind. Handlungs­spiel­räume, die bisher wohlwollend im Sinne der Schüler*innen genutzt werden konnten, werden dadurch geschlossen. Entspre­chend ist es zentral, dass das nieder­säch­sische Kultus­mi­nis­terium zeitnah eine Regelung diesbe­züglich, ähnlich bspw. der Mitteilung der Senatorin für Kinder in Bildung in Bremen, erlässt.   

 

Unklar bleibt auch, wie in der Praxis der Umgang mit Menschen ohne deutsche Staats­bür­ger­schaft und die Zuschreibung von Geschlecht bei der Geburt aussehen werden. Da Justiz­voll­zugs­an­stalten den Ländern unter­stehen, sind die Auswir­kungen auf Haftbe­din­gungen zurzeit noch unklar.  

 

Während sich also in Teilen der Einfluss rechter und queer­feind­licher Diskurse aufden Referen­ten­entwurf heraus­lesen lässt, ist es im Kern ein zentraler und überfäl­liger Schritt zur Verbes­serung der Situation von TIN* Personen in der Bundes­re­publik Deutschland. Die Landes­ko­or­di­nation Inter* und die Landes­fach­stelle Trans* des Queeren Netzwerk Nieder­sachsens sind gespannt auf die weiteren Entwick­lungen. 

 

Stellung­nahme als PDF

Schwarzweiß Illustration einer Person, die in den Spiegel schaut und ihr Gesicht berührt

Die Broschüre “Detran­sition und alter­native Transi­ti­onswege — Eine Handrei­chung für Berater*innen, Multiplikator*innen und Inter­es­sierte” stellt zum ersten Mal im deutsch­spra­chigen Raum explizit trans*positive Infor­ma­tionen zum Thema Detran­sition zur Verfügung.

 

Diese Handrei­chung soll anregen, das eigene Verständnis von Transition zu erweitern. Hierfür enthält die Broschüre neben einer Definition von Detran­sition viele Erfah­rungs­werte, Empfeh­lungen an das medizi­nische System sowie körper­liche und psychische Aspekte einer Detran­sition. Hierbei richten wir uns bspw. an Therapeut*innen, Beratende, aber auch an trans* Personen, die Zweifel oder Sorgen bezüglich der eigenen Transition hegen. Die Handrei­chung kann hierbei als Orien­tierung aber auch als Hilfe­stellung zum Umgang mit dem Thema dienen.

 

Die Texte von Eli Kappo und Artemis entstanden aus der Perspektive von detran­si­tio­nierten Personen, die weiterhin in trans* Kontexten aktiv sind. Um den Fokus noch weiter auf Personen zu richten, die selbst detran­si­tio­nierten, suchten wir mittels eines medialen Aufrufs nach Menschen, die ihre detrans Erfah­rungen mit uns teilen wollen. Entspre­chend konnten in die Broschüre zusätzlich die Erfah­rungen von sechs weitere Personen mit detrans Erfah­rungen einfließen.

 

Die Broschüre wurde grafisch durch Illus­tra­tionen von Fynn Ross unter­stützt.

Illustration für die Broschüre Detransition und alternative Transitionswege von Fynn Ross
Zweite Illustration für die Broschüre Detransition und alternative Transitionswege von Fynn Ross
Dritte Illustration für die Broschüre Detransition und alternative Transitionswege von Fynn Ross
Vierte Illustration für die Broschüre Detransition und alternative Transitionswege von Fynn Ross
Illustration zur Broschüre Detransition und alternative Transitionswege

Im Rahmen der Arbeit zur Broschüre “Detran­sition und alter­native Transi­ti­onswege” haben wir sechs Menschen mit Detran­si­ti­ons­er­fah­rungen inter­viewt. Manche Zitate finden sich bereits in der Broschüre. Natürlich konnten nicht alle Aussagen so abgedruckt werden. Deswegen findet ihr unten stehend noch einmal die Fragen, die wir gestellt haben, und ausge­wählte Antworten unserer Gesprächspartner*innen. Diese sind mit den Personen abgestimmt und anony­mi­siert. Damit kein Rückschluss auf die Personen gezogen werden kann, haben wir darauf verzichtet ganze Gespräche oder Klarnamen zu verwenden.

 

Wir bedanken uns vielmals bei A., K., M., P., L. und Q. für ihr Vertrauen und ihre Offenheit!

Selbst­ver­ortung und erste Transition

„Ich bezeichne mich nicht als detrans, weil ich den Begriff trans* sehr mag, der fühlt sich für mich sehr passend an. Ein bisschen nach ‚irgendwo angekommen‘ fühlt sich dieser Begriff an.“ – A.

 

„Also meiner Meinung nach bin ich trotz allem trans* – ich bin selber ja non-binär, ich finde Non-Binarität gehört zur trans* Community dazu. Weil ich eben einen Weg als trans* Mann gegangen bin, aber jetzt zu non-binary gekommen bin, ist quasi Re-Definition… retrans eher als detrans.“ — K.

 

„Der Begriff Detrans entspricht nicht dem, was ich erlebe oder was ich tue. […] Ich würde ihn für mich annehmen, wenn er erweitert würde.“ ‑P.

 

„Ich habe mehrere Transi­tionen in meiner Selbst­auf­fassung gemacht, von daher würde Detrans schon passen, aber ich bin auf jeden Fall nicht in das mir bei der Geburt zugewiesene Geschlecht zurück­ge­kehrt.“ – P.

 

„Ich bin transi­tio­niert hin zu einer trans* Männlichkeit, wo ich mich dann aber nicht mehr wohlge­fühlt habe, wo ich wieder wegge­gangen bin. Aber ich bin nie zurück­ge­kehrt in irgendeine Form von Frau-Sein.“ – P.

 

„Ich bezeichne mich nicht als detrans, zum Teil, weil ich Angst habe, dass ich von der Community ausge­schlossen werde oder es genutzt werden würde, um der Community mögli­cher­weise zu schaden“. — L.

 

„Ich bezeichne mich nicht als detrans, weil sich das so anfühlt, als würde ich einen Schritt zurück­gehen. […] Ich würde nicht sagen, ich entwickle mich wieder zurück zum Ursprung, sondern ich entwickle mich mit dem jetzigen Wissen, das ich habe einfach immer weiter.“ – Q.

„Selbst­wert­gefühl, Selbst­ver­trauen. Die ganze Transition hat mir unglaublich geholfen, für mich selber einzu­stehen, auch wenn nicht alles einfach war. Ich glaube, gerade dadurch merkt man halt einfach: nein, ich setze jetzt eine Grenze. Ich bin so, wie ich bin.“ — K.

 

„Auch wenn es nicht der richtige Weg war: Irgendwie hat es mir geholfen, dann den richtigen Weg zu finden.“ — K.

 

„Meine Outings bereue ich kein bisschen und habe auch nicht Gefühl, dass ich sie in einer anderen Situation anders gemacht hätte. Das war ein super­wich­tiger Schritt für mich und das hat mir so viel an Selbst­si­cherheit gegeben.“ – A.

 

„Durch meine Transition konnte ich Zugang zu meinem Frau-Sein bekommen, parado­xer­weise“ — M.

 

„Meine Transi­tionen waren für mich eine Möglichkeit, mich mit gesell­schaft­lichen Geschlech­ter­rollen und ‑bildern ausein­an­der­zu­setzen und auch da eine finale Absage zu erteilen.“ – P.

 

„Meine erste Transition hat mir geholfen zu wissen, wer ich wirklich bin. […] Durch die Transition habe ich angefangen, zu mir selbst zu finden.“ – L.

 

„Meine Transition, vor allem die Hormone, haben mir viel Energie gegeben und viele Euphorie Momente, in denen ich erkannt habe, dass ich auch anders sein kann, als wenn ich mich unwohl fühle.“ — Q.

 

„Vor allem die Mastek­tomie hat mir unglaublich viel Freiheit gegeben […] Seitdem bin ich mit meinem Körper so in Ordnung und sehr im Einklang, dass völlig egal ist, wie ich auftrete, ich fühle mich einfach wie ich.“ – Q.

„Den Druck, einer Norm entsprechen zu müssen. Einer trans* Norm dann, wenn schon die cis Norm nicht funktio­niert.“ ‑A.

 

„Klar, auch Diskri­mi­nie­rungs­er­fah­rungen im gesell­schaft­lichen Alltag. Die würde ich nicht an meine Transition koppeln, sondern eher an mein in irgend­einer Form Transsein, aber auch das muss nicht unbedingt sein.“ – A.

 

„Ich habe angefangen zu transi­tio­nieren, da war ich 16 Jahre alt, also minder­jährig, und hab mich dem System voll ausge­liefert gefühlt. Ich hatte das Gefühl, ich muss irgendwie alles machen, damit ich möglichst gut reinpasse und hab auch erst danach gemerkt, dass es nicht an mir lag, dass es nicht gepasst hat.“ – A.

 

„Was ich kritisch finde, ist, dass es hieß, als ich meine Transition begonnen habe: ‚Entweder du machst den ganzen Weg so oder du machst nichts.‘ Also, du konntest nicht einfach non-binär sein, sondern das war entweder trans Mann oder cis, sonst kriegst du keine Hilfe, keine Hormone, nichts.“ — K.

 

„Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie man selber sagen kann: ‚Du bist nicht mehr mein Kind, weil du trans* bist.‘ Ich finde, dass mich das sehr negativ mitge­nommen hat. Generell, dass man weiß, dass es Menschen gibt, die einen nur hassen, weil man trans* ist. Ich finde es persönlich sehr belastend, zu wissen, dass es Menschen gibt, die einfach richtig dagegen hetzen.“ — K.

 

„Aus meiner Transition mitge­nommen habe ich auch so was wie eine Trauma­ti­sierung, wobei dahin­ge­stellt ist, ob es der Umstand der Transition war oder die Transition selber.“ – M.

 

„Es gibt diesen Druck, diese Vorstellung so funktioniert’s und du hast nur diese eine Möglichkeit, deine Dysphorie zu lösen, keine Abstu­fungen, keine alter­na­tiven Arten von z. B. Opera­tionen oder so was.“ – M.

 

„Meine negativen Erfah­rungen während der Transition sind angeknüpft eine total lücken­hafte und nicht indivi­dua­li­sierte medizi­nische Beratung.“ – P.

 

„Den Druck, der durch andere und vor allem durch das TSG aufgebaut wurde, habe ich lange verdrängt, sodass ich auch erst später gemerkt habe, was das bedeutete, was ich da alles erlebt habe“ – L.

 

„In der Transition musste ich mich viel recht­fer­tigen. Leute fragen mich ‚Das willst du echt machen?“ – Q.

 

„Am Anfang meiner Transition war es schwierig für, wenn gesagt habe: Ja, ich weiß noch, nicht, ob ich Hormone nehmen will‘ mir wurde dann in manchen Fällen quasi mein Trans*sein abgesprochen“ — Q.

„Ich habe mich auch sehr entwi­ckelt von ‚Ich muss mich auf jeden Fall trans*männlich, binär männlich definieren, weil etwas anderes gibt es nicht, und es ist eh schon schwierig genug, überhaupt schon hier reinzu­passen.‘ Und mittler­weile, wo ich halt ein Verständnis habe von: Ja, Geschlecht ist halt nicht-binär und es ist auch okay, dass ich da nicht reinpasse.“ – A.

 

„Dass ich irgendwie doch mehr wert bin, als ich es die ganze Zeit gedacht habe, weil ich immer dachte … keine Ahnung, irgendwas stimmt mit mir nicht. Und durch diese Transition und eben auch das Kennen­lernen von Community lernt man halt: Man ist nicht alleine und es gibt andere Menschen.“ — K.

 

„Transition war für mich das Wort-Case Szenario“ – M.

 

„Die größte Erkenntnis aus meiner Transition ist, dass ich keinen Still­stand möchte. Weder im Job noch in einer Beziehung noch in meiner Geschlechts­iden­tität.“ – Q.

„Ich war in so einer Denke drin: Das ist so der Weg, den gehe ich von A bis Z. Ich habe dann ziemlich schnell auch so den gehabt: Okay, ich werde bestimmt nicht alle OPs machen, die ich machen könnte, das brauche ich einfach nicht, das fühlt sich einfach nicht passend an.“ – A.

 

„Dadurch hatte ich auch das Gefühl, wenn ich jetzt diesen Pass abgebe und da auf einmal auch ein männlicher Vorname drinsteht, dann verliere ich ein Stück, irgendwie. Dann verliere ich ein Stück meiner Identität. Irgendwie habe ich dann in dem Moment, wo es realer wurde, diesen Namen zu ändern, und dass der dann auch unwider­ruflich weg ist, gemerkt: Das ist nicht ganz nicht das, was ich gerade brauche.“ – A.

 

„Ich habe für 2,5 Jahre Testo­steron genommen, und nach schon einem Jahr war ich unsicher, ob ich das immer noch möchte. Da hat es auch wirklich lange gedauert, dass ich mich getraut habe, zu sagen: Ich möchte das absetzen. Ich hatte viel Unsicherheit, was passiert, wenn ich es absetze und gleich­zeitig – die Verän­de­rungen, die gerade da sind, möchte ich eigentlich nicht.“ – A.

 

„Die Endokri­no­login hat mir auch schon ein paar Treffen davor gesagt, für sie gibt es halt nur Männer und Frauen und so ist ihre Welt. Ich habe ihr am Ende dann auch gesagt, wie ich mich selber definiere, aber wir sind da nicht so richtig zu einem gemein­samen Punkt gekommen, was im Endeffekt darin geendet hat, dass ich es abgesetzt habe.“ – A.

 

„Unsicher­heiten und Zweifel waren nicht ausdis­ku­tierbar.“ — M.

 

„Ich konnte meine Zweifel und Unsicher­heiten nicht in meiner Begleit­the­rapie ansprechen, da jeglichen Anzweifeln von irgendwas das bedeutet hätte, dass der Weg noch länger dauert oder die Behandlung abgebrochen wird.“ ‑M.

 

„Die Möglichkeit, in der Begleit­the­rapie Zweifel oder Ängste zu äußern, wurde im Keim erstickt.“ – M.

 

„Obwohl ich mich mit meiner Medikation nicht gut fühlte, schaute sich mein Endokri­nologe nur meine Blutwerte an und sagte ‚Nö, Sie sind im Normbe­reich‘. Ja, gut, toll, aber mir geht’s nicht gut.“. – P.

 

„Das medizi­nische System ist nicht auf Menschen einge­richtet, die nicht in der Norm liegen.“ — P.

 

„In meiner ersten Transition gab es viele Möglich­keiten gar nicht.“ – P.

 

“Auch in der Selbst­hil­fe­gruppe, die ich besucht hab, gab es keinen Platz um über Erleben, über Zweifel, über vielleicht auch indivi­duelle Anpassung der Transi­ti­ons­schritte zu sprechen.“ – P.

 

„Es war halt 100 % oder gar nicht.“ – P.

 

„Ich hatte schon Zweifel bezüglich OPs, aber dadurch, wie das TSG von damals aufgebaut war, gab es keine andere Möglichkeit für die Perso­nen­stands­än­derung. So, dass ich dann trotz der Zweifel irgendwann auch diesen Schritt dann gegangen bin.“ – L.

 

„Bei Thera­peuten und Gutachtern war es wichtig, keinerlei Zweifel zu zeigen, da diese so eine Macht hatten und jeden kleinen Zweifel dann auch so ausgelegt haben, dass man ja gar nicht trans* ist und dadurch versucht haben, alles zu behindern.“ – L.

 

„Auch in der Selbst­hil­fe­gruppe, in der ich damals war, war die Meinung, dass man ja nur dann trans* ist, wenn man ja auch wirklich alles möchte.“ — L.

 

„Ich hab nie Spritzen genommen, denn ich wollte jeden Tag bewusst entscheiden: Mach ich weiter oder hör ich auf? Das heißt, ich kann von mir sagen, dass ich sechs ein halb Jahre jeden Tag bewusst entschieden hab: Ja, ich will das weiter­machen und dann am Schluss gesagt habe: Und jetzt höre ich auf.“ – Q.

 

„Meine Voraus­setzung für die Hormon­ein­nahme war, dass ich jederzeit entscheiden konnte, ob und wann ich aufhöre.“ – Q.

„Ich glaube, ich hätte einfach mehr Infor­ma­tionen gebraucht. Und irgendwie so ein Gefühl von ‚Es ist okay, egal, wie ich mich entscheide.‘“ – A.

 

„Es gab kein Gespräch darüber, es gab so ein ‚Wir haben die Lösung für dich.‘ Die eine Lösung funktio­niert halt auch nicht für alle.“ – A.

 

„Wenn ich eine Indikation für Testo­steron haben möchte, dann erzähle ich natürlich der Person, was sie hören möchte. Ich glaube, wenn ich da nicht so abhängig bin, kann ich auch viel mehr über Unsicher­heiten und vielleicht auch über Alter­na­tiven sprechen. Oder irgendwie meinen Weg finden. Aber das kann ich halt nicht, wenn ich beweisen muss, dass ich trans* bin.“ – A.

 

„Eigentlich finde ich, reicht schon zu sagen: ‚Hey, das ist in Ordnung. Geh den Weg, den du machen willst, es ist dein Körper, deine Sache. Es macht ja nichts aus, du bist trotzdem der, der du bist – wo du sagst, der du bist.‘“ — K.

 

„In meiner Transition hätte ich mir mehr Autonomie und weniger Hürden gewünscht. Oder jemanden, der mir Optionen aufzeigt, jemand der sagt ‚okay, das ist eine Sache, die viele machen, man kann‘s aber auch so machen‘“ – M.

 

„Ich hätte denen nie verkaufen können, ‚Ich möchte aber nur das oder das aber in der Reihen­folge‘, weil es gesell­schaftlich nur eine bestimmte Art gibt, geschlechtlich zu sein.“ ‑M.

 

„Ich kann nicht sagen ‚diese eine Sache hätte es besser gemacht‘, sondern es ist immer so verknüpft mit biogra­fi­schen Sachen und Lebens­ent­schei­dungen.“ – P.

 

„Klar, hätte ich eine vernünftige Beratung gehabt, hätte ich mit Hormonen sehr viel vorsich­tiger angefangen, statt es auf eigene Faust zu machen“. ‑P.

 

„Würden wir in einer Gesell­schaft leben, wo dieses ganze Geschlech­terding nicht einfach der mega Hype wäre, und es wäre alles ein bisschen egaler, hätte ich das vielleicht alles gar nicht gestartet.“ — P.

 

„Bei den Begleit­the­ra­peuten hätte ich mir gewünscht, dass ich mit ihnen reden könnte, ohne zu befürchten, dass durch ein falsches Wort beispiels­weise gleich die Indikation Jahre später erst ausge­stellt würde.“ – L.

 

„Hätte es damals keine OP-Pflicht im TSG gegeben, wäre ich diesen Schritt nicht oder erst sehr viel später gegangen.“ – L.

 

„Ich würde mir wünschen, dass Ärzte und Thera­peuten auf die Leute hören würden, was sie sagen, auch wenn das nicht dieser ach-so-typische Weg ist.“ – L.

 

„Mit mehr Infor­ma­tionen zu alter­na­tiven Transi­ti­ons­mög­lich­keiten hätte ich mich sicherer gefühlt.“ – Q.

„Natürlich, dass die Menschen das einfach so hinnehmen, dass man mehr Freiraum gibt, einfach zu experi­men­tieren und zu schauen, was ist denn jetzt genau richtig. Ich finde es sehr unangenehm, wenn jemand fragt: ‚Ja, und wie ist das jetzt?‘ Weil ich einfach nicht bereit bin, die Fragen jetzt schon zu beant­worten.“ — K.

 

„Beim ursprüng­lichen Weg war es eine sehr extreme Reaktion von den Eltern. Das beein­flusst mich tatsächlich schon im weiteren Transi­ti­onsweg, weil ich jetzt meinen Eltern nicht erzählen werde, dass ich nicht-binär bin. Ich glaube, verun­si­chern im eigent­lichen Weg tut es mich wenig, ich gehe trotzdem meinen Weg, aber es ist schon belastend.“ — K.

 

„Manche Menschen nehmen mich nicht als echt detrans wahr, weil ich nicht diese Anti-Trans* Rhetorik fahre oder weil ich mich nicht als cis weiblich definiere.“ – M.

 

„Ich hab meinen zweiten Namen nochmal geändert […] und die Reaktion meiner Familie darauf war, ganz viel auf einer Ebene von: ich mute ihnen zu viel zu. “ – Q.

 

„Von meinem sozialen Umfeld hätte ich mir gewünscht, mir diese Entschei­dungen, die ich getroffen habe, zuzutrauen.“ – Q.

 

„Ich würde mir wünschen, dass die Menschen ganz generell – weniger Sachen geschlechtlich einordnen in irgend­welche binären Ecken, weil mich das anstrengt. Immer und immer wieder.“ – Q.

„Das Bild, das zu der Zeit, in der ich transi­tio­niert habe, geherrscht hat, war einfach noch viel, viel binärer, als ich es jetzt wahrnehme. Und ich würde auf jeden Fall sagen: Meine Transition und alles war davon geprägt, dass ich so ein binäres Bild von Trans*sein und von Geschlecht hatte, was einfach gesell­schaftlich so vermittelt wurde und ja auch immer noch wird. Wenn das aufweichen würde und sich ändern würde, wäre es mir vielleicht leichter gefallen, eine Entscheidung zu finden, die mehr meine ist.“ – A.

 

„Auch in trans*männlichen Spaces gibt es eine sehr starke Vorstellung, was Mann sein bedeutet, dass man diesen Weg ohne Wenn und Aber verfolgen muss. Ansonsten bist du nicht Mann genug oder hast es nie ernst gemeint.“ ‑M.

 

„Also finde ich schon, der Haupt­grund war schon so eine soziale Dysphorie – statt körperlich.“ — K.

 

„Ich glaube, da gibt es schon diese Druck­punkte, wo man dann sagen kann: ‚Okay, da verstecke ich mich halt doch lieber hinter dieser binären Identität, statt dass ich so bin, wie ich bin.‘“ — K.

 

“Ich mag meinen Bart und finde ihn sehr ästhe­tisch, aber wenn er in dieser Gesell­schaft nicht so viel bedeuten würde, vielleicht wäre er nicht so erstre­benswert gewesen.“ – P.

 

„Wie ich angefangen habe, mich mit dem Trans*sein ausein­an­der­zu­setzen, war ich auch ziemlich lange an dem Punkt, wo ich gesagt hab ‚Ich bin nicht-binär‘. Es gab aber für mich zu wenig Anhalts­punkte — nicht bei mir, sondern bei anderen — und zu wenig Support und zu wenige Möglich­keiten, die mir aufge­zeigt hätten, dass das wirklich eine Option ist.“ – Q.

 

„Ich dachte anfangs: Wenn alle trans* Männer das machen, dann muss ich das ja auch.“ – Q.

 

„Es wird dir von außen sugge­riert: „Testo­steron nehmen und danach Mastek­tomie machen sind halt die zwei Schritte, die du zu tun hast, ob du das willst oder nicht.“ – Q.

 

„Dadurch, dass in meinem Umfeld alle selbst­be­stimmte und bewusste Entschei­dungen zu ihrer Transition getroffen habe, konnte ich das auch tun. Ich hab mich nie dazu gedrängt gefühlt, Testo zu nehmen.“ — Q.

„Die Endokri­no­login und Psycho­the­ra­peutin hatten halt beide ein sehr, sehr binäres Bild und damit haben sie mich dazu gebracht, Schritte zu tun, weil ich eben nur dieses Wissen von ihnen hatte und auch das Gefühl, ich muss irgendwie das tun: Das ist ja auch die richtige Entscheidung, weil die wissen das schon.“ – A.

 

„Ich würde sagen, dass es relativ wenig Aufklärung gab über Neben­ef­fekte oder sonst irgendwas, sondern es hieß halt ‚Hier, Testo‘, nachdem man durch 50.000 Hürden gesprungen ist.“ — K.

 

„Es gab sehr viele Punkte, wo ich Ärzte hatte, die gesagt haben: ‚Hey, mach‘ doch mal diese OP.‘ Und für mich war das irgendwie nur ein Körper.“ — K.

 

„Ich habe innerlich gesagt: ‚Nein, möchte ich nicht machen. Ich möchte keine Hyste­rek­tomie, ich möchte keine Mastek­tomie. Ich möchte einfach keine OPs machen. Aber vielleicht später mal‘, habe ich immer gesagt.“ — K.

 

„Ganz Viele haben gesagt: ‚Wenn du keine OP machst, dann bist du nicht trans*.‘ Aber ich bin dann irgendwann trotzdem auf Leute gestoßen, die sagten: ‚Hey, mir gehts genauso, ich möchte auch keine OPs machen.‘“ — K.

 

„Eben wieder diese Sache mit ‚entweder ganz binär oder eben nichts davon.‘“ — K.

 

„Ich finde, da sind mehr Infor­ma­tionen zugänglich im Internet. Ich hoffe, dass auch in endokri­no­lo­gi­schen Praxen ein bisschen besser aufge­klärt wird: Was kann man da erwarten, was wäre denn schlecht, wo sollte man nochmal irgendwie fragen: ‚Das stimmt irgendwie nicht?‘“ — K.

 

„In Bezug auf mögliche Auswir­kungen meiner Hormone wusste niemand wirklich Bescheid. Ich konnte mir nur fünf Meinungen anhören und dann selber auspro­bieren, was mir am plausi­belsten erscheint. Das war ein bisschen viel Eigen­ver­ant­wortung manchmal.“ ‑P.

 

„Alle Ärzt*innen, die ich aufgrund der Wechsel­wir­kungen mit meiner Hormon­be­handlung aufge­sucht habe, haben gesagt, dass sie zum ersten Mal eine trans* Person sehen.“ – P.

 

„Meine erste Endokri­no­login ist überhaupt nicht auf die Frage einge­gangen, welche Neben­wir­kungen es hat, wenn ich die Hormone wieder absetze und konnte mir gar nicht sagen, was passieren würde.“ – Q.

 

„Viele Verän­de­rungen durch das Testo konnte ich gar nicht einordnen. Ich wusste schon, dass das vom Testo kommt, aber ich wusste nicht, dass es fast allen so damit geht. Da waren die Infor­ma­tionen und auch die Beratung viel zu wenig.“ — Q.

Detran­sition

„Es ist okay, dass ich die Entscheidung getroffen habe. Vielleicht würde ich sie heute anders treffen, es stimmt. Aber auf der Grundlage, auf der ich entscheiden konnte, war es das Richtige. Und es ist irgendwie auch in Ordnung so.“ – A.

 

„Ich hatte schon Gedanken wie ‚Hätte ich Testo­steron genommen, wenn ich andere Infos gehabt hätte, in einer anderen Situation gewesen wäre?‘ Und ich weiß es nicht, ich kann mir schon auch vorstellen, dass ich es nicht getan hätte. Es ist nicht so, dass ich es wirklich bereue. Es ist mehr so ein Gefühl von ‚Es war in dem Moment mit den Infos die Entscheidung, die ich getroffen habe und damit ist sie auch okay.‘“ – A.

 

„Ich kann auf jeden Fall sagen, dass ich es, wie gesagt, nicht bereue. Ich habe das Gefühl, ich kann meinem ‚kleinen‘ Ich auch nachvoll­ziehen, wie es zu dieser Entscheidung gekommen ist und das ist in Ordnung so. Heute würde ich es vermutlich anders machen – vielleicht auch nicht; keine Ahnung.“ – A.

 

„Ich glaube, dass ich Dinge schon anders gemacht hätte, wenn ich mehr darüber gewusst hätte oder mehr Optionen da gewesen wären. Zum Beispiel hätte ich natürlich gerne meine Perso­nen­stands­än­derung nicht als Mann, sondern non-binär gemacht, und ich hätte – ich weiß nicht, ob ich überhaupt nicht Testo­steron genommen hätte, aber ich hätte wahrscheinlich damit früher wieder aufgehört, weil ich gemerkt hätte: Okay, das ist irgendwie doch nicht etwas, was ich wollte. Aber ich hatte das Gefühl, ich muss es jetzt durch­ziehen.“ — K.

 

„Ich würde den Weg definitiv noch einmal gehen, weil es geht mir definitiv besser dadurch, dass ich den Weg gegangen bin. Ich würde ihn vermutlich nur nicht nochmal so weit gehen, wie ich ihn gegangen bin.“ – L.

 

„Mit den Optionen, die ich damals gehabt habe – wenn ich jetzt weiß, wie der Endweg ist, wäre ich wahrscheinlich trotzdem nochmal alles gegangen.“ — K.

„Ich wünsche mir vor allen Dingen, dass Menschen darauf vertrauen, dass ich die Version für mich finde, die gut ist und dass das halt auch nicht stabil ist. Also, dass ich in fünf Jahren eine andere Entscheidung treffe, als ich sie jetzt treffe, und dass das in Ordnung ist.“ – A.

 

„So werden sich Dinge irgendwie ändern, und ich wünsche mir vor allem, dass Menschen das akzep­tieren, darauf vertrauen, dass das meine Entschei­dungen und damit auch richtig sind.“ – A.

 

„Ich wünsche mir einfach, dass es selbst­ver­ständ­licher ist zu sagen ‚Ich habe drei Jahre Testo­steron genommen, habe das drei Jahre gut gefunden, habe für mich entschieden: ich lasse es jetzt sein. Und werde deswegen nicht automa­tisch von der trans* Community schräg angeguckt oder: „Bist du dir sicher?´gefragt. Nicht auf so einer Ebene, sondern auf der Ebene ‚Ich habe mir was Gutes getan, als ich das angefangen habe und ich habe mir was Gutes getan, als ich’s wieder abgesetzt habe.‘“ – Q.

„Gerade, als es darum ging, dass ich das Testo­steron absetze, hatte ich auf jeden Fall so Gedanken wie: Wie reagieren da Menschen drauf, dass ich das jetzt absetze? Wenn Menschen mir Fragen stellen wie ‚Bist du jetzt nicht mehr trans*?‘ Die halt einfach nicht passen und die ich auch nicht beant­worten möchte, kann.“ – A.

 

„Als ich meinen Endokri­no­logen fragte, ob wir meine Testo­ste­ron­werte wieder etwas erhöhen könnten, kam dann nur ‚Ja, das kann man nicht machen, weil dann würden ja sämtliche Verän­de­rungen, die es ja schon gab, ja zunich­te­ge­macht werden.‘“ – L.

 

„Ich glaube, meine Transition war eine der wenigen Momente in meinem Leben, wo ich von Anfang an eine bewusste, selbst­be­stimmte Entscheidung in jedem einzelnen Schritt getroffen und durch­ge­zogen habe.“ – Q.

 

„Mir war sehr klar, dass meine Transition eine Entscheidung über meinen eigenen Körper ist und ich die nicht jemand anders überlassen kann.“ – Q.

„Ohne, dass es halt so diesen linearen Trans*-Lebenslauf zu sehr in den Fokus stellt. Ihn auch nicht verschweigt, weil natürlich passt es auch für manche Menschen. Das ist ja auch so in Ordnung, aber das ist ja nur eine Möglichkeit unter vielen. Und dass es genauso okay ist, gar nichts zu verändern. Sich nicht zu outen etc. Eine Form von Beratung, die kostenlos, niedrig­schwellig, barrie­rearm und all diese schönen Dinge ist.“ – A.

 

„Die Fragen, die sowohl in Gutach­ten­ge­sprächen als auch in Thera­pie­ge­sprächen gestellt werden, sind einfach nicht in Ordnung. Das muss auf jeden Fall weg. Ich würde mir wünschen, dass es eine Beratung gibt, die aber freiwillig ist.“ – A.

 

„Detran­sition, ich weiß es nicht, was da jetzt die genaue Zahl ist, aber ich glaube, viele Leute, die merken: Testo­steron ist nichts für sie, die hätten einen viel leich­teren Weg, davon wegzu­gehen, ohne dass halt schon … zu viel passiert ist mit dem Körper. Ich finde auch, dass man die Dinge langsamer gehen kann – nicht muss, sondern dass einfach jeder in seinem Tempo geht.“ — K.

 

„Dass man eben die Perso­nen­stands­än­derung konkreter auf das Geschlecht anpassen kann, also nicht dieses ‚eins oder zwei‘, sondern eben das Nicht-Binäre.“ — K.

 

„Ich wünsche mir mehr Nuancen in körper­lichen, aber auch sozialen Transi­ti­ons­schritten“ – M.

 

„In einer perfekten Welt wäre es einfach so, dass trans* Personen wie cis Menschen behandelt werden, in ihren körper­lichen Bedürf­nissen.“ – M.

 

„Eine Sache, die ich an meinem medizi­ni­schen Weg ändern würde, wäre Empfeh­lungen in Bezug auf Ärzt*innen und Kliniken einfach mal anzunehmen“ – P.

 

„Es braucht mehr Forschung dazu, wie Körper auf Hormongabe oder ‑entzug reagieren.“ – P.

 

„Ich glaube, es ist wichtig, dass viele Geschichten aufge­schrieben und zugänglich gemacht werden, um an Infor­ma­tionen ranzu­kommen, für Menschen, die merken ‚Geburts­ge­schlecht funktio­niert für mich nicht, ich muss aber nicht die Odyssee machen, ich kann auch andere Sachen auspro­bieren.‘“ – P.

 

„Es wäre absolut notwendig, dass jede Person entscheiden kann, welche Schritte die Person eingeht.“ – Q.

 

„Ich finde, dass man den Fokus eben auf die einzelne Person richtet und sagt: hier, was brauchst DU? Womit fühlst du dich unwohl, womit fühlst du dich wohl?“ – Q.

 

„Es sollte nicht so sein müssen, dass ich mich als nicht­binäre Person als binär trans* ausweisen muss, um Zugang zur medizi­ni­schen Grund­ver­sorgung zu bekommen.“ — Q.

 

„Es sollte darum gehen den Menschen nach bestem Wissen und Gewissen helfen zu wollen und nicht in irgend­welchen Schub­laden zu denken wie: ich hab ‚nen trans* Mann vor mir, der will bestimmt Testo und alle OPs haben und ‚den Weg‘ bis zum Ende gehen, damit er dann komplett wie ein „echter“ Mann ist.“ – Q.

 

„Fachkräfte müssten geschult werden. Es gibt Menschen, die Entschei­dungen für sich treffen, es gibt Menschen, die Entschei­dungen bereuen, es gibt Menschen, die Entschei­dungen gemacht haben, obwohl sie sie nicht wollten, auch wenn sie das damals schon wussten, weil sie keine andere Wahl hatten oder weil sie dachten, keine andere Wahl zu haben und das ist alles legitim.“ — Q.

„Im Endeffekt einfach eine gute Beratung, die dir nicht abspricht, dass du die richtige Entscheidung für dich hast treffen können oder dir im schlimmsten Fall psychische Insta­bi­lität zuschreibt. Die über dich urteilt, weil du bestimmte Entschei­dungen getroffen hast. Das wäre total kontra­pro­duktiv, das darf nicht passieren. Sondern einfach Infor­ma­tionen zur Verfügung stellen: Okay, welche Wege habe ich denn zur Verfügung, wie kann ich meinen Transi­ti­onsweg abbrechen, umkehren, anders gestalten, was auch immer.“ – A.

 

„Eine optimale Versorgung für detrans Personen würde genau so aussehen wie eine optimale Versorgung für trans* Personen“ – M.

 

„Eine medizi­nische Versorgung muss super­in­di­vi­duell sein, weil man nie weiß, woher eine Person kommt und wo sie hinwollen.“ – P.

 

„Ein wichtiger Punkt für eine gute Versorgung von detrans Menschen wäre, dass man auf psycho­lo­gische Hilfe zurück­greifen kann, die da dann nicht sofort wertend sind.“ – L.

 

„Eine Optimal­ver­sorgung wäre eine indivi­duelle Geschichte. Dass jeder Schritt, den du machen möchtest, jeder Schritt, den du ‚rückgängig‘ machen willst, auf einer profes­sio­nellen Ebene sachlich begleitet wird, frei von Wertung.“ – Q.

„Ich musste in meinen Transi­tionen aufhören, angebotene Inter­pre­ta­ti­ons­muster auf mich anzuwenden. Zum Beispiel in Bezug auf meine Mastek­tomie ist das hier keine Männer­brust, sondern es ist einfach mein Körper“ – P.

Trans* und Detran­sition

„Ich glaube, alle Personen sind trans* und/oder detrans, wenn sie das sagen. Ich kann nichts anderes machen, als ihnen zu glauben und das so anzunehmen. Ich merke schon, dass ich den Begriff ‚detrans‘ zwar für mich nicht verwende, aber trotzdem auch irgendwie darunter passe.“ – A.

 

„Es muss auch kein Wider­spruch sein, weil im Endeffekt kommt es einfach darauf an, wie weit ich in dieses Label passe und was es für mich bedeutet, wenn ich von mir sage, ich bin eine trans* Person, die einen alter­na­tiven Weg gegangen ist oder eine detrans Erfahrung hat, oder wie auch immer, dann bin ich das so.“ – A.

 

„Ich glaube, dass, je nachdem, was man damit macht, man wahrscheinlich durch ähnliche Hürden springen muss, man dieselben medizi­ni­schen Maßnahmen ergreifen wird, nur halt andersrum.“ — K.

 

„Trans* und detrans gehören für mich zusammen, weil es einfach Geschlechts­di­ver­sität ist, auf irgendeine Weise.“ – M.

 

„Für mich macht es fast keinen Sinn, Transition und Detran­sition zu unter­scheiden“ – P.

 

„Trans* sein und detrans sein schließt sich nicht aus.“ – L.

 

„Die Erfah­rungen als trans* Person sind ja durch eine Detran­sition nicht weg. Wenn eine Person als weiter das Label trans* nutzen möchte, sollte sie das auch dürfen.“ – L.

 

„Die Überschnei­dungen von Transition und Detran­sition sind groß, aber die Beweg­gründe sind andere.“ – L.

 

„Ich glaube die Ähnlichkeit von einer Transition und einer Detran­sition liegt darin, dass du Entschei­dungen triffst, die dich betreffen, um dich wohler zu fühlen. Weil in beiden Fällen ist es eine Entscheidung für eine Richtung, in der du dich wohler fühlst als vorher.“ – Q.

„Ich würde schon sagen, dass ich mich weiter in trans*, inter*, nicht-binären Commu­nities verortet fühle.“ – A.

 

“Ich wünsche mir gerade von trans*, inter*, nicht-binären Commu­nities, dass sie offen sind für Menschen, die andere Wege gehen, für Menschen, die detrans Wege gehen, auf irgendeine Art und Weise. Es hilft doch uns allen nicht, uns gegen­ein­ander aufzu­spielen.“ – A.

 

„Natürlich, das Thema detrans wird manchmal instru­men­ta­li­siert und verwendet, um gegen trans* Personen zu haten, und das ist super­schwierig, aber die Lösung kann nicht sein, dass wir detrans Personen ausschließen aus trans* Commu­nities. Das ist einfach der falsche Weg und das ist einfach superun­so­li­da­risch.“ – A.

 

„Das Problem ist auch, dass eben detrans Personen in so klassi­schen trans* Kontexten oft auch einfach ausge­schlossen werden – aus Angst, vermute ich. Und dass da eben auch vermutlich gar nicht so ein Austausch statt­finden darf, weil von außen so viel Druck ist, möglichst gut zu ‚passen‘ und auch reinzu­passen. Dadurch verhindert es meiner Meinung auch Solida­rität und Unter­stützung.“ – A.

 

„Das ist eines der wichtigsten Dinge, die ich mir wünsche, gerade von binären trans* Commu­nities, da ein Stück weit akzep­tie­render zu werden und zu erkennen: ‚Ich will dir dein binäres Trans*sein doch überhaupt nicht wegnehmen, du kannst weiterhin so binär trans* sein, wie du es möchtest. Das stört mich überhaupt nicht, aber lass uns doch Gemein­sam­keiten suchen.‘“ – A.

 

„Anschluss finde ich auf jeden Fall auch in nicht-binär oder trans* Commu­nities. Denen fühle ich mich auch weiterhin zugehörig. Von einer detrans Community zu sprechen, muss ich ehrlich gesagt sagen, kann ich in meinem Alltag auf jeden Fall nicht.“ – A.

 

„Ich muss sagen, dass ich definitiv Teil der trans* Community bin, und zum gewissen Teil auch der detrans Community – wobei ich da nicht so super den Anschluss gefunden habe, aber vom Gefühl her würde ich sagen: ja. Und 100% LGBT insgesamt.“ — K.

 

„Einfach eine Community, die da gegenüber offen ist. Wo man eben akzep­tiert wird, wie man ist. Mit dem politi­schen Klima – dass man nicht gleich denkt: oh, detrans, da gibt es gleich Hetze gegen trans* Menschen. Dass man nicht gleich mit diesen Vorur­teilen bekriegt wird. Dass man sagt: hey, ich gehöre dazu, das passt schon.“  — K.

 

„Ich brauchte am Anfang meiner Detran­sition Abstand von der trans* Community, es hat sich aber nicht geändert, dass ich mich dort zu Hause fühle.“ – M.

 

„Ich habe das Gefühl, dass trans* Commu­nities schon offen für detrans Menschen sind, aber nur unter der Idee, dass sie bestimmt retran­si­tio­nieren werden.“ – M.

 

„Für mich braucht es innerhalb der LGBTIQ*-Community keine eigene detrans Community. Was ich mir eher wünsche, ist, dass wir in der Community halt dieses ganze Gender-Ding einfach tatsächlich weniger rigoros auffassen.“ – P.

 

„Ich wünsche mir eine wertschät­zende und wertfreie Community, die alle Leute nimmt, wie sie sind, ohne zu fragen, ob sie sich sicher sind.“ – Q.

 

„Ich würde mir wünschen, dass auch Menschen, die schon Kinder und Partner­schaften haben und sich erst später in ihrem Leben mit nicht-binären Themen ausein­an­der­setzen, obwohl sie schon immer Anzeichen gesehen haben auch Teil der Community sein können und nicht nur die jetzt 15- bis 20-Jährigen, die auf TikTok und Facebook und YouTube und Twitter mit all diesen Labeln in Kontakt kommen.“ – Q.

„Es war kein aktives Suchen, sondern ein zufäl­liges Finden bei Menschen, wo ich länger keinen Kontakt hatte, wo die Person meinte ‚Ja, ich habe jetzt auch Testo­steron abgesetzt.‘ Das empfinde ich als voll berei­chernd und irgendwie einfach als total unter­stützend, so gemeinsam über Erfah­rungen sprechen zu können.“ – A.

„Gerade auch zu Anfang ist mir aufge­fallen, wie normativ eben trans* Commu­nities auch sein können und wie ausschließend sie dadurch sein können. Ich merke immer mehr, wie wenn so trans* Veran­stal­tungen, Gruppen sehr binär sind, dass ich dann so ein bisschen zurück­hal­tender bin, ein bisschen mit Vorsicht darangehe.“ – A.

 

„Irgendwie zu merken, dass du in manchen Teilen dieser Community dann willkommen bist, wenn du bestimmte Erwar­tungen erfüllst, ist schon auch einfach ein bisschen mies, weil eigentlich kommen wir doch alle aus einem Punkt, wo wir Erwar­tungen nicht erfüllen konnten und Normen sprengen.“ – A.

 

„Aber ich würde auch sagen, dass ich an dem Punkt, an dem ich gerade bin, und in den Gruppen, in denen ich gerade bin, mich auch sehr willkommen fühle. Wo ich auch auf jeden Fall nicht die einzige Person bin, die auch unter­schied­liche, andere Wege gegangen ist als diesen Standardweg.“ – A.

 

„Für mich hat sich mein Verhältnis zur trans* Community auch verändert, weil ich nicht mehr so ein entweder cis oder trans* wahrnehme, sondern ein beides und gar nichts von beidem.“ – M.

 

„Durch meine binäre Transition habe ich Erfah­rungen gemacht, die 90% der nicht-binären Leute so nicht gemacht haben, weil es einfach rechtlich nicht möglich ist.“ – Q.

„Ich habe ab und zu mal darüber gesprochen, mit Freunden, die selber trans* sind, die ich aber nur aus dem Internet kenne. Da war die Reaktion schon positiv, aber immer so mit dem Hinter­grund: Du bist aber nicht wirklich detrans, oder? Und ich so: Doch, du musst mich nicht immer korri­gieren, ich weiß schon, was es ist.“ — K.

 

„Ich habe das Gefühl, bei Retrans, und bei Pronomen, wenn ich sage, ich möchte halt lieber „they“-Pronomen, dass das sehr schnell wieder vergessen wird. Dass es gleich wieder ins ‚er‘ rutscht. Persönlich macht es mir nichts aus, aber wenn ich sage, dass man das bitte macht, ist es nervig.“ — K.

 

„Entweder war ich so detrans, dass meine Existenz trans*feindlich war, oder ich war nicht detrans genug“ – M.

 

“Nicht-binäre Personen haben meine weitere Transition verstanden und angenommen, während ich in trans* Mann-Kontexten viel Bedauern erlebt habe.“ – P.

 

„Durch die Bericht­erstattung zum Thema Detrans zum Nachteil der trans* Community wird es von trans* Personen oftmals kritisch gesehen, wenn sich jemand in diese Richtung äußert.“ – L.

„Schau, was du möchtest, und dränge dich nicht dazu, das zu entscheiden. So, wie es für mich war – und das wird für jede Person anders sein – war es eine Entscheidung, und die würde ich vielleicht jetzt anders machen, aber trotzdem. Ich kann Dinge wieder rückgängig machen.“ – A.

 

„Ich würde, glaube ich, sagen: Lass uns drüber sprechen, was du möchtest, und lass dir Zeit und schau, was du machen möchtest. Und es ist okay, wenn du dich geirrt hast und dich nochmal anders entscheidest. Das ist genauso in Ordnung.“ – A.

 

„Ich würde auf jeden Fall mitgeben, dass es natürlich immer sein kann, dass man sagt: Das war jetzt doch nichts für mich, aber dass das halt vollkommen in Ordnung ist. Das ist ja kein Fehler an einem selber als Mensch, sondern einfach so, wie das Leben nun mal ist. Und natürlich, dass man sich von niemandem etwas aufzwingen lassen muss.“ — K.

 

„Eine Detran­sition ist nichts Gruse­liges, es hat nichts mit Versagen zu tun oder dass man kaputt ist oder kaputt­ge­macht worden ist.“ – M.

 

„Ich würde Leuten, die jetzt eine Transition anstreben und vielleicht unsicher sind, raten sich auch mal an Dinge ranzu­schleichen und nicht alles durch­zu­jagen in einem halben Jahr. Auch mal in sich gehen und sich gute Behan­delnde suchen“ – P.

 

„Menschen, die eine Transition planen, aber sich vielleicht nicht ganz sicher über einzelne Schritte sind, würde ich raten, auch ehrlich zu sich zu sein und keine Schritte zu gehen, bevor man sich wirklich sicher ist, vor allem bei Dingen, die sich nicht einfach wieder rückgängig machen lassen.“ ‑L.

 

„Ich würde Menschen zu Beginn einer Transition raten, auf sich selbst zu hören. Andere Menschen können mir einen Super­markt der Möglich­keiten eröffnen, aber ich entscheide immer noch, was ich aus dem Regal nehme, was ich kaufe und was ich dalasse.“ – Q.

 

„Ich glaube, dass Menschen in den aller­meisten Fällen genau wissen, was sie brauchen und gerade in der Transition kann das niemand für dich entscheiden, außer du selbst.“ – Q

Für die nieder­säch­sische Landtagswahl 2022 hat die Landes­fach­stelle Trans* Bedarfe der Trans*Beratungen im Land erhoben und konkrete Forde­rungen an die neue Landes­re­gierung formu­liert. Hierfür wurden Anfang des Jahres alle öffent­lichen Beratungs­an­gebote in Nieder­sachsen zu ihrer derzei­tigen Situation und Arbeit befragt. Die Trans*Beratung ist ein vielseitig aufge­stelltes Angebot zur Selbst­be­stim­mungs­för­derung, dessen Struktur und Förderung im Flächenland Nieder­sachsen weiterhin unter­ent­wi­ckelt ist. Vor allem in Hinblick auf das kommende Selbst­be­stim­mungs­gesetz vonseiten der Bundes­re­gierung kann dieser nicht gedeckte Bedarf zu einer weiteren Überlastung des bereits ausge­reizten Angebots führen.

Ausgangslage

Derzeit gibt es in Nieder­sachsen zehn Beratungs­an­gebote an zwölf Stand­orten (Wenn du ein Beratungs­an­gebot suchst, findest du hier eine Liste). Davon sind die meisten Angebote auf einen Standort beschränkt, wobei manche von ihnen ein sehr großes Einzugs­gebiet, teils bis in benach­barte Bundes­länder, haben. Ein großer Anteil der Beratungen wird ehren­amtlich angeboten. Nicht einmal die Hälfte der Berater*innen werden für ihre Arbeit entlohnt. Dabei sind alle von ihnen mindestens durch eine Zerti­fi­zierung des Waldschlöss­chens oder der dgti, meistens aber noch höher ausge­bildet. Diese Aus- und Weiter­bildung geschieht oft privat und ohne weitere Förderung. So beraten teils hochqua­li­fi­zierte Personen ehren­amtlich neben ihrer Haupt­tä­tigkeit. Durch die jährlich steigende Nachfrage, lässt sich bei den derzeit bestehenden Angeboten eine Auslastung von über 150% feststellen. Derzeit sind im Land Nieder­sachsen rund 3,5 Vollzeit­stellen für diese Beratung zuständig, von denen etwa 1,5 Stellen Peer-Beratung anbietet. Insgesamt bräuchte das Land Nieder­sachsen rund acht Vollzeit­stellen, um den Bedarf adäquat zu decken.

 

Neben der Auslastung ist auch die wohnortnahe Versorgung ein zentrales Thema. So haben bei weitem nicht alle Menschen in Nieder­sachsen einen wohnorts­nahem Zugang zu Trans*Beratungsangeboten. Zwar gibt es gerade nach den Lockdowns 2020 vermehrt auch digitale Beratungs­an­gebote, diese können aber die Beratung vor Ort auf keinen Fall ersetzen. Dies betrifft besonders ländliche Regionen, die im Flächenland Nieder­sachsen stark unter­ver­sorgt sind. Entspre­chend müssen entweder neue Angebote geschaffen werden oder bereits bestehende Angeboten muss die Möglichkeit zur mobilen Beratung gegeben werden. Trans*Beratungsangebote müssen vor allem von Kommunen und Regionen anerkannt und gefördert werden. Eine solche Anerkennung muss auch durch die Landes­po­litik forciert werden. Die hohe Nachfrage zeigt, dass es sich um ein nötiges Angebot handelt, auf das sich eine vulnerable Gruppe verlassen muss. Eine solche Zuver­läs­sigkeit und Bestän­digkeit sind nur bei auskömm­licher Förderung möglich.

Daraus ergeben sich folgende Forde­rungen:

  • Gute Trans*Beratung muss quali­fi­ziert, niedrig­schwellig, Peer-to-Peer und in Präsenz statt­finden können.
  • Es muss möglich sein, sowohl ortsge­bundene als auch aufsu­chende Beratung anzubieten, um Wohnortnähe zu gewähr­leisten.
  • Wenn der Bund voraus­sichtlich 2023 das Selbst­be­stim­mungs­gesetz verab­schiedet, müssen Beratungs­struk­turen existieren, da zu erwarten ist, dass die Bedarfe weiter steigen.
  • Für die Finan­zierung von Stellen muss mehr Geld vom Land zur Verfügung gestellt werden. Auch Kommunen und Regionen müssen sich hier in der Pflicht fühlen, Förderung bereit­zu­stellen.
  • Aus- und Weiter­bildung müssen sowohl für haupt­amt­liche als auch für Ehren­amt­liche gefördert werden.
  • Die Landes­fach­stelle Trans* setzt sich für die Stärkung der Peer-Beratung im Sinne des Empowerments ein.

Das QNN hat eine entspre­chende Summe zur Förderung der Trans*Beratung bei der neuen Landes­re­gierung gefordert.

Nach einem Jahr inten­siver Planungs­arbeit war es am 23.04.2022 endlich so weit: Rund 30 Teilneh­mende haben sich zum Fachtag „Geschlecht­liche Vielfalt in der Gesund­heits­ver­sorgung” im Bildungs- und Veran­stal­tungs­zentrum des Klinikums Braun­schweig einge­funden. Der Fachtag war eine Koope­ration von Inter­ge­schlecht­liche Menschen e.V. (IMeV), der Koordi­na­ti­ons­stelle LSBTI der Stadt Braun­schweig, dem Verein für Sexuelle Emanzi­pation, SCHLAU Braun­schweig sowie der Landes­fach­stelle Trans* und der Landes­ko­or­di­nation Inter* im Queeren Netzwerk Nieder­sachsen. Dank der Bandbreite der Organi­sie­renden gelang es, verschiedene Themen der TIN-Gesund­heits­ver­sorgung mit einschlä­gigen Referie­renden zu disku­tieren. Der Fokus lag auf der Sensi­bi­li­sierung für trans* und nicht-binäre, sowie für inter* Belange in der Gesund­heits­ver­sorgung. Einge­laden waren Personen aus dem medizi­ni­schen und Gesund­heits­be­reich, z.B. Therapeut*innen, Ärzt*innen und Krankenhaussozialarbeiter*innen. Insbe­sondere dieser inter­dis­zi­plinäre Austausch machte die Veran­staltung zu einem vollen Erfolg! 

 

Das Programm wurde mit Grußworten von Charlotte Wunn, erste*r Vorsitzende*r von IMeV, Heiger Scholz, Staats­se­kretär des Nieder­säch­si­schen Minis­te­riums für Soziales, Gesundheit und Gleich­stellung sowie Martin Klock­gether, Fachbe­reichs­leiter Gesundheit und Soziales der Stadt Braun­schweig, eröffnet. Den thema­ti­schen Einstieg gab Heinz-Jürgen Voß von der Hochschule Merseburg mit einer Keynote zur Frage, was Geschlecht eigentlich ist und wie die Situation von trans*, inter* und nicht-binären Personen in Deutschland derzeit aussieht. Hierbei stellte er zu einem die biolo­gische Realität geschlecht­licher Vielfalt in den Vorder­grund, legte aber auch dar, dass trans*, inter* und nicht-binäre Menschen mit starken gesell­schaft­lichen Wider­ständen konfron­tiert sind. Vor allem in Bezug auf die hohen Raten von Selbst­ver­letzung und Suizid(versuchen) formu­liert Voß die Frage „Wie kann eine Gesell­schaft sich weiter­ent­wi­ckeln, damit auch trans* und inter* Personen sich vorstellen können in ihr zu leben?“. 

 

Ursula Rosen, zweite Vorsit­zende von IMeV und Robin Ivy Osterkamp von der Landes­fach­stelle Trans* im QNN widmeten sich der Frage, ob ein Paradig­men­wechsel in der Betrachtung von geschlecht­licher Vielfalt in der Gesund­heits­ver­sorgung abzusehen ist oder sogar schon statt­findet. Dazu stellten sie aktuelle Studien und Projekte vor die sich der Gesundheit von trans*, inter* und nicht-binären Menschen widmen. Hierbei fiel der Blick auf die gesell­schaftlich steigende Akzeptanz von trans*, inter* und nicht-binären Personen, aber auch auf den Abbau der Patho­lo­gi­sierung in Form von libera­leren Leitlinien, Verän­de­rungen von Bezeich­nungen sowie Reeva­luation der Behand­lungs­be­dürf­tigkeit. Leider mangelt es in vielen Bereichen der Gesund­heits­ver­sorgung noch immer an Wissen von und über trans*, inter* und nicht-binäre Personen. Dadurch entstehen lange Reisen zu Spezialist*innen, Warte­zeiten sowie Druck und Ablehnung in allen Bereichen des Gesund­heits­systems. Das führt dazu, dass sich diese Menschen in medizi­ni­schen Kontexten nicht sicher fühlen und sie meiden. Diese Vermei­dungs­stra­tegie bezahlen viele trans*, inter* und nicht-binären Menschen mit ihrer Gesundheit. Die Unsicher­heiten und Grenz­ver­let­zungen im Gesund­heits­system schil­derten Charlotte Wunn, Robin Ivy Osterkamp und Anjo Kumst von IMev in persön­lichen Erfah­rungs­be­richten. Leider ist die Medizin weiterhin oft binär gedacht und alles was nicht in diese engen Defini­tionen passt, wird schnell patho­lo­gi­siert und soll normiert werden. Deshalb fällt das Plädoyer eindeutig aus:  Mediziner*innen müssen Menschen in ihrer Indivi­dua­lität, ihren Bedürf­nissen und Wissen über den eigenen Körper ernst nehmen. 

 

Nach einer Mittags­pause gingen die Teilneh­menden in zwei Workshop­p­hasen, in denen sie die Chance hatten, sich in sechs verschie­denen Workshops weiter­zu­bilden. In diesen Workshops ging es bspw. um den adäquaten Umgang mit jungen trans* und inter* Personen, mit Eltern von inter­ge­schlecht­lichen Kindern, queeren Schwan­ger­schaften aber auch um die sexuelle Gesundheit von trans*, inter* und nicht-binären Menschen. In einer abschlie­ßenden Podiums­dis­kussion disku­tierten die Referie­renden zur Frage: “Was brauchen wir für eine ideale Gesund­heits­ver­sorgung von trans*, inter* und nicht-binären Menschen?”. Fazit war, dass wir stets zweigleisig fahren müssen: Auf der einen Seite müssen mit Regeln, Verord­nungen, Leitlinien und Gesetzen trans*, inter* und nicht-binäre Menschen geschützt werden. Aber das alleine genügt nicht, sondern es braucht einen umfas­senden Sinnes­wandel mit einer Entpa­tho­lo­gi­sierung, sowie ein weiteres Streiten um gesell­schaft­liche Akzeptanz.  

 

In den nächsten Wochen wird eine ausführ­liche Dokumen­tation des Fachtages folgen. 

 

Die Veran­staltung wurde von der BARMER, dem Verein Nieder­säch­si­scher Bildungs­in­itia­tiven, Inter­ge­schlecht­liche Menschen e.V., dem Queeren Netzwerk Nieder­sachsen e.V. und vom Nieder­säch­si­schen Minis­terium für Soziales, Gesundheit und Gleich­stellung gefördert. 

Beitragsbild Trans*Tagung 2022

Am 30.09. und 01.10.2022 haben sich über 60 Teilneh­mende zur vierten nieder­säch­si­schen Trans*Tagung getroffen. Die Veran­staltung fand dieses Jahr in Lüneburg und mit der tatkräf­tigen Unter­stützung des Trans*LG  statt.

 

Die Tagung wurde am Freitag­abend mit dem Film „Trans – I Got Life“ einge­läutet. Der Film portrai­tiert mehrere trans* Personen mit ihren alltäg­lichen Problemen und indivi­du­ellen Lebens­läufen. Die Filmvor­führung  fand im SCALA Programmkino statt und wurde von vielen Inter­es­sierten besucht. Nach dem Kinofilm lud der Trans*LG die Teilneh­menden zu einem entspannten Pizza-Abend im Check­point Queer ein.

 

Der Samstag wurde mit Grußworten Pascal Mennen, Mitglied des Stadtrats Lüneburg, und der Gleich­stel­lungs­be­auf­tragten Lüneburgs Karin Fischer, eröffnet. Den inhalt­lichen Einstieg gestaltete Caro Moritz Lemke mit der Keynote, die den Titel „Trans* Dasein ist politisch“ trug. Hierbei gab Caro Moritz den Teilneh­menden Raum, die trans*feindlichen Gescheh­nisse der letzten Zeit, wie bspw. den Tod von Malte in Münster zu betrauern. They erinnerte jedoch auch daran, dass trans* Personen Teil von Commu­nities  sind, die eine wichtige Ressource in schweren Zeiten sein können, auf die ohne zu zögern zurück­ge­griffen werden sollte. Xier hob dabei vor allem die positiven Aspekte des Trans*Seins hervor und ermutigte die Teilneh­menden, sich Auszeiten zu nehmen und auf sich selbst zu achten.

 

Im Anschluss an die Keynote fanden vier Workshops zu verschie­denen Themen statt. Çağan Tan leitete eine kurze Einführung in die Selbst­ver­tei­digung. Freyja Pe* von Rüden und Doro* Giesche-von Rüden erläu­terten die Unter­schiede und Gemein­sam­keiten von trans* und inter* Personen sowohl innerhalb ihrer Commu­nities als auch in ihren politi­schen Kämpfen. Cornelia Kost behan­delte in ihrem Workshop das pseudo-wissen­schaft­liche Phänomen der sogenannten „Rapid Onset Gender Dysphoria“ und erläu­terte, warum das Narrativ von „trans* als Trend“ keine Grundlage hat. Fabian Masch gab den Teilneh­menden in seinem Workshop einen Einblick in die Erleb­niswelt von Angehö­rigen von trans* Personen.

 

In einer langen Mittags­pause konnten sich die Teilneh­menden vernetzen, neue Kontakten knüpfen und alte Bekannt­schaften pflegen.

 

Die zweite Workshop­runde beinhaltete drei verschie­denen Workshops. In dem Workshop zur Steigerung des Selbst­wert­ge­fühls zeigte Daniel Masch auf, wie trans* und nicht-binäre Personen mit der eigenen inneren Abwertung  umgehen können. K* Stern lud zu einem Workshop zum Thema Bezie­hungen ein, in dem vor allem die eigenen Bedürf­nisse der Teilneh­menden in verschie­denen Bezie­hungs­kon­texten erkundet werden konnten. Der Workshop von Tina Tusch eröffnete den Teilneh­menden die Möglichkeit, die Wirkung der eigenen Stimme zu erkunden und sich mit der womöglich daraus resul­tie­renden Dysphorie ausein­an­der­zu­setzen.

 

Karu-Levin Grunwald-Delitz schloss die Veran­staltung thema­tisch mit Texten aus dem eigenen Buch „von sie. Zu er. Zu mir. Wege der Trans­ge­schlecht­lichkeit“ ab. Der Trans*LG lud anschließend  zu einem Barabend im Check­point Queer ein, um die Veran­staltung ausklingen zu lassen.

 

Wir bedanken uns bei allen, die teilge­nommen haben und freuen uns auf die Trans*Tagung im nächsten Jahr.  

Ankündigung Trans*Tagung Lüneburg
Eingang zur Trans*Tagung Lüneburg
Daniel Masch, Isabel Gerstl und Robin Ivy Osterkamp
Keynote von Caro Moritz Lemke
Lesung Karu Grunwald-Delitz

Eine Koope­ration von

Logo VHS Lüneburg
Logo Trans*LG
Logo der Landesfachstelle Trans*
Förderlogo MS

Auch in Nieder­sachsen können Impf- und Genese­nen­nach­weise sowie Testergeb­nisse nun auch mit dem dgti Ergän­zungs­ausweis bestätigt werden. Das Land Nieder­sachsen weist auf der Seite zu Antworten und häufig gestellte Fragen zu Corona­tes­tungen explizit darauf hin. Hier heisst es:

 

Was ist bei der Überprüfung von Test‑, Impf- oder Genese­nen­nach­weisen bei transi­denten Menschen zu beachten?
Bei trans* Personen kann es vorkommen, dass die Test‑, Impf- oder Genese­nen­nach­weise nicht mit den Angaben in den amtlichen Ausweis­do­ku­menten überein­stimmen. Transi­dente Personen, die sich in der Übergangszeit bis zur perso­nen­stands­recht­lichen Anerkennung ihres geänderten Geschlechts­ein­trags befinden, können einen Ergän­zungs­ausweis der Deutschen Gesell­schaft für Transi­den­tität und Inter­se­xua­lität e. V. (DGTI-Ergän­zungs­ausweis) bei sich tragen. Der Ergän­zungs­ausweis mit Angaben zu den selbst­ge­wählten perso­nen­be­zo­genen Daten kann bei der Überprüfung der Nachweise ergänzend zum Perso­nal­ausweis vorgelegt werden.
Weiter Infor­ma­tionen zum Ergän­zungs­ausweis finden Sie hier:https://dgti.org/2021/09/05/der-ergaenzungsausweis-der-dgti-e‑v/”

 

Im Falle von Unsicher­heiten kann hiermit auf die offizielle Seite des Landes Nieder­sachsens verwiesen werden.

 

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