Am 26.01.2018 lud das Familienzentrum Aurich ein, gemeinsam über die Umsetzung der vom Landkreis für das Familienzentrum beantragten Förderung aus Landesmitteln zu diskutieren. Dem folgten 25 Menschen – überwiegend Lesben, Schwule oder trans*geschlechtliche Menschen. Begrüßt wurden die Teilnehmenden um 17 Uhr vom Fachbereichsleiter der Stadt Aurich, Kai-Michael Heinze, in dessen Zuständigkeit u.a. Schulen / Soziales / Jugend / Sport fallen. Es folgte Sandra Grau, die Leiterin des Familienzentrums Aurich und Initiatorin des Antrags zur Förderung von Aktivitäten für LSBTI* in Aurich. In ihrer Einführung zur Situation in Aurich hielt sie fest, dass homo‑, trans* oder intersexuelle Menschen oftmals nicht öffentlich auftreten und sich nur im näheren Familien- und Freundeskreis offenbaren. Insofern werde die sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in Aurich bisher kaum sichtbar und es fehle an Rollenvorbildern gerade für junge Menschen. Die Folge sind Unsicherheiten und Angst vor den Konsequenzen z.B. am Arbeitsplatz, wenn die gleichgeschlechtliche Orientierung, Trans* oder Intergeschlechtlichkeit bekannt werden.
Dem will die Stadt Aurich und das Familienzentrum nun gemeinsam mit den bereits aktiven Initiativen vor Ort entgegenwirken. Auf der Agenda stehen:
- Sensibilisierung der Bevölkerung für LSBTI* und ihr Situation
- Erarbeitung einer tragfähigen Struktur für die Belange und Bedarfe von LSBTI*
- Diskussion und Erarbeitung von Informations- und Beratungsangeboten für LSBTI*
- Schulung von Beratungsinitiativen bzgl. der speziellen Belange von LSBTI*
- Öffentlichkeitsarbeit und Sichtbarkeit von LSBTI*
- Planung und Organisation von Angeboten und Veranstaltungen für LSBTI*
- Integration von LSBTI* in bestehende Netzwerke der Zivilgesellschaft
Wichtige Partner für die Umsetzung dieser Punkte sind aus Sicht von Sandra Grau die in Aurich existierenden Gruppen:
- die queere Jugendgruppe Baumhaus,
- Fielappers – transsexuelle Selbsthilfe,
- LliO – Lesbisch leben in Ostfriesland und das
- Ulrichs* Café.
Diese Gruppen wirken auch bereits aktiv im Familienzentrum mit. Dazu kommt noch der CSD Aurich als Veranstaltung von inzwischen überregionaler Bedeutung.
Anschließend erläuterte Thomas Wilde vom Queeren Netzwerk Niedersachsen die Möglichkeiten der Förderung von Ideen und Projekten, die neben den Maßnahmen der Stadt Aurich noch zusätzlich von den Gruppen und Initiativen aus dem LSBTI*Spektrum auf den Weg gebracht werden können. Er betonte, dass die Stadt Aurich mit ihrer Antragsstellung niedersachsenweit vorbildlich ist. Nur wenige andere Landeskreise und Städte haben die Möglichkeiten einer Förderung für kommunale Maßnahmen im Rahmen der Kampagne „Für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt* in Niedersachsen“ bisher genutzt.
Um den Bedarf näher zu konkretisieren und die Kompetenzen der anwesenden LSBTI* zu nutzen, lud Sandra Grau die Anwesenden nach dieser Einführung ein, an zwei Tischen zu jeweils einem Schwerpunkt ihre Vorstellungen und Erfahrungen einzubringen. Ein Tisch beschäftigte sich unter der Leitung der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt, Birgit Ehring-Timm mit dem Thema Beratung und Informationen für LSBTI*. Der andere Tisch unter der Leitung von Melly Doden, Initiatiorin des CSD Aurich, erörterte Veranstaltungsideen und Öffentlichkeitsarbeit bis hin zur Frage, ob dafür ein Verein gegründet werden sollte. Da zwei Runden an den Tischen stattfanden, hatten alle Teilnehmenden die Möglichkeit zu beiden Schwerpunkten mitzudiskutieren.
Abschließend wurden die Ergebnisse von Melly Doden, Heike Eiben und Birgit Ehring-Timm vorgestellt. Das für alle Anwesenden sicher spannendste Ergebnis kam allerdings von der Stadt Aurich selber. Diese hat entschieden, dass der CSD Aurich 2018 im Rahmen des Stadtfestes durchgeführt werden kann. Allerdings gibt es dabei noch die Unsicherheit, dass der Stadtrat das Stadtfest selber noch beschließen muss. Diesbezüglich war Sandra Grau jedoch optimistisch.
Den Ausklang des Nachmittags bildete dann das Ulrichs* Cafe, dass sich als offener Treff für LSBTI* im Familienzentrum Aurich anschloss – gut versorgt durch die für die Veranstaltung bereitgestellten Getränke und leiblichen Stärkungen von vegan bis zum Schinkenbrot.
(v.l.n.r. Sandra Grau, Heike Eben, Melly Doden, Thomas Wilde und Birgit Ehring-Timm | Foto: privat)