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Geschlechts­aus­druck beschreibt, wie Menschen ihr Geschlecht nach außen hin zeigen. Dazu gehören bspw. Kleidung, Frisur, Schmuck und vieles mehr, das genutzt werden kann, um das eigene Geschlecht durch Symbole zu kommu­ni­zieren. Aber auch Körper­haltung und Gestik können Teil des Geschlechts­aus­drucks sein. Viele Menschen orien­tieren ihren Geschlechts­aus­druck an der gesell­schaft­lichen Norm für ihr Geschlecht, während andere diese Norm bewusst überschreiten, weil es ihrer Geschlechts­iden­tität entspricht oder sie an der gesell­schaft­lichen Norm rütteln wollen. Für die meisten Personen ist der Geschlechts­aus­druck bewusst oder unbewusst wichtiger Teil ihrer Geschlechts­iden­tität und ihrer Indivi­dua­lität.

Die Geschlechts­iden­tität ist das innere Wissen über das eigene Geschlecht. Hierbei handelt es sich um ein indivi­du­elles, tief veran­kertes Erleben, das nicht bewusst verändert werden kann. Wie genau Geschlechts­iden­tität entsteht, ist bislang unklar. Es spielen jedoch vermutlich sowohl biolo­gische als auch soziale Prozesse eine Rolle. Die Geschlechts­iden­tität fällt unter das im AGG geschützte Merkmal Geschlecht. Geschlechts­iden­ti­täten sind vielfältig und lassen sich nicht zwangs­läufig aus bestimmten körper­lichen Merkmalen ableiten. Auch muss Geschlecht nicht statisch oder unbedingt erklärbar sein. Jeder Mensch hat eine ganz eigene Geschlechts­iden­tität und Inter­pre­tation seines Geschlechts, die sich von derje­nigen anderer Menschen mit dem gleichen zugeschrie­benen Geschlecht unter­scheiden kann.

Hetero­nor­ma­ti­vität ist eine gesell­schaft­liche Norm, die von der Endo- sowie Cisge­schlechlecht­lichkeit und Hetero­se­xua­lität aller Menschen ausgeht: Nach dieser Norm sind also zunächst alle Menschen eindeutig entweder Männer oder Frauen. Diese beiden Geschlechter unter­scheiden sich des Weiteren grund­sätzlich und beziehen sich in exklu­siven Zweier­be­zie­hungen sexuell und roman­tisch aufein­ander. Da unsere Gesell­schaft stark hetero­nor­mativ geprägt ist, sind Menschen, die diese Kriterien erfüllen, privi­le­giert. Menschen, die davon abweichen, z. B. trans* und inter* Personen und/oder schwule oder lesbische Menschen, werden hingegen häufig unsichtbar gemacht, patho­lo­gi­siert und diskri­mi­niert.

Hetero­se­xua­lität/-romantik bezeichnet die sexuelle und/oder roman­tische Anziehung zu Personen des anderen binären Geschlechts. Sie wird häufig als Norm gesetzt. In der hetero­nor­ma­tiven Vorstellung wird davon ausge­gangen, dass es nur zwei Geschlechter gibt, die sich gegen­seitig sexuell und roman­tisch begehren. Im Allge­meinen wird Hetero­se­xua­lität deshalb als Begriff für Frauen, die sich sexuell zu Männern hinge­zogen fühlen, und umgekehrt verwendet. Umgangs­sprachlich wird hetero­se­xuell mit ‚hetero‘ abgekürzt.

Homose­xua­lität/-romantik bezeichnet die sexuelle und/oder roman­tische Anziehung zu Menschen des gleichen Geschlechts. Dem gegenüber steht der Begriff Hetero­se­xua­lität/-romantik. Im Europa des 19./20. Jahrhun­derts wurde Homose­xua­lität zunächst als psych­ia­trische Diagnose einge­führt. Erst 1990 wurde der Begriff von der Weltge­sund­heits­or­ga­ni­sation (WHO) aus ihrem Krank­heits- und Diagno­se­ka­talog gestrichen. Umgangs­sprachlich werden in queeren Commu­nities häufiger Selbst­be­zeich­nungen wie ‚schwul‘, ‚lesbisch‘, ‚bisexuell‘ oder ‚panse­xuell‘ genutzt. Der Begriff Homof­eind­lichkeit – also Diskri­mi­nierung von schwulen, lesbi­schen, bi- und panse­xu­ellen Menschen – bezieht sich auf den Begriff Homose­xua­lität.

Hormon­the­rapien oder Hormon­er­satz­the­rapien (HET) sind eine medizi­nische Behand­lungs­me­thode, bei der Hormone aus unter­schied­lichen Gründen von außen zugeführt werden. Für trans* Personen ist dies oft ein zentraler Schritt in der Transition, damit ihr Körper sich in einer Art zweiten Pubertät in die für sie richtige Richtung entwi­ckelt. Die Hormongabe beein­flusst dabei vor allem Körper­fett­ver­teilung, Haarwuchs, Libido und unter­schied­liche weitere Aspekte, die mit Geschlecht assoziiert werden. Während viele trans* Personen Hormon­the­rapien aktiv aufsuchen, erfahren junge inter* Personen HET oftmals als fremd­be­stimmte Anpassung ihrer Körper an eine medizi­nische Norm. Vor Eintritt der Pubertät können auch sog. Hormon­blocker Teil der HET sein, um einer ‚falschen‘, das heißt unerwünschten Pubertät vorzu­beugen.

Der Inter­na­tionale Tag gegen Homo‑, Bi‑, Inter*-, Trans*- und Asexu­el­len­feind­lichkeit findet seit 2005 jährlich am 17. Mai statt. Das Datum wurde in Erinnerung an den 17. Mai 1990 gewählt. An diesem Tag beschloss die Weltge­sund­heits­or­ga­ni­sation (WHO) Homose­xua­lität aus ihrem Diagno­se­schlüssel für Krank­heiten zu streichen. Anlässlich dessen finden an vielen Orten weltweit Aktionen, Kundge­bungen und Demons­tra­tionen statt, um auf die Diskri­mi­nierung queeren Menschen aufmerksam zu machen, insbe­sondere auf deren Verfolgung: So werden queere Menschen noch immer in 67 Staaten straf­rechtlich verfolgt, in elf Ländern droht ihnen sogar die Todes­strafe.

Inter­ge­schlecht­lichkeit bezeichnet biolo­gische Beson­der­heiten bei der Geschlechts­dif­fe­ren­zierung: Inter­ge­schlecht­liche Körper passen von Geburt an hinsichtlich der Chromo­somen, Genitalien und/oder hormon­pro­du­zie­renden Organe nicht in die klassi­schen medizi­ni­schen Defini­tionen von weiblichen und männlichen Körpern. Sie sind natür­liche Varianten mensch­lichen Lebens, werden von der Medizin jedoch oft zu ‚Syndromen‘ erklärt. Inter* ist ein inklu­siver Überbe­griff, um die vielfäl­tigen Identi­täten, Körper­lich­keiten, Selbst­be­zeich­nungen und Lebens­rea­li­täten inter­ge­schlecht­licher Menschen zu beschreiben.

Der Begriff Inter­sek­tio­na­lität (vom engli­schen Wort ‚inter­section‘ = Kreuzung) wurde von Schwarzen Feminis­tinnen in den USA geprägt. Er bezeichnet die Überschneidung und Wechsel­wirkung verschie­dener Diskri­mi­nie­rungs­formen (Mehrfach­dis­kri­mi­nierung). So unter­scheiden sich z. B. die Diskri­mi­nie­rungs­er­fah­rungen queerer Schwarzer Personen von den Erfah­rungen, die entweder queere oder Schwarze Personen machen. Es können weitere Diskri­mi­nie­rungs­formen hinzu­kommen, z. B. Diskri­mi­nierung aufgrund des Alters, aufgrund von Behin­de­rungen etc. Aus dem Zusam­men­wirken der unter­schied­lichen Diskri­mi­nie­rungs­formen entstehen bei den betrof­fenen Menschen spezi­fische Diskri­mi­nie­rungs­er­fah­rungen und Bedarfe. Diese können mit dem Konzept der Inter­sek­tio­na­lität beschrieben und erklärt sowie entspre­chende Maßnahmen ergriffen werden.

Lesbisch ist eine Selbst­be­zeichnung für Menschen, die sexuelle und/oder roman­tische Anziehung zu Frauen und anderen weiblichen Personen empfinden. Sie wird vor allem von Frauen, aber auch von manchen nicht-binären Menschen verwendet. Der Begriff wird dem der Homose­xua­lität vorge­zogen, da dieser lesbische Liebe sprachlich auf Sexua­lität reduziert. Lesben erhalten gesell­schaftlich kaum Sicht­barkeit und das Wort wird nach wie vor als Belei­digung verwendet. Dabei waren und sind Lesben wichtiger Teil feminis­ti­scher Bewegungen und Emanzi­pa­ti­ons­kämpfe. Viele Lesben identi­fi­zieren sich zusätzlich bspw. auch als Butches, Dykes oder Femmes.

Das Akronym LSBTIQ* steht für Lesbisch, Schwul, Bi, Trans*, Inter*, Queer und damit für verschiedene sexuelle Orien­tie­rungen und Geschlechts­iden­ti­täten. Das Sternchen* soll andeuten, dass es noch weitere Identi­täten gibt, die in der Abkürzung nicht explizit genannt werden. Manchmal werden statt LSBTIQ* auch die Abkür­zungen LSBT, LGBT (für engl. Lesbian, Gay, Bisexual, Trans­gender), LSBTQIA* oder ähnliche gebraucht. Die Verwendung des Begriffs LSBTIQ* dient dazu, die Vielfalt der sexuellen Orien­tie­rungen und geschlecht­lichen Identi­täten sichtbar zu machen. Dabei gilt es zu beachten, dass die LSBTIQ* Community nicht homogen ist, sondern sich aus unter­schied­lichen Gruppen und Individuen zusam­men­setzt, die ihre je eigenen Bedarfe haben.

Mehrfach­dis­kri­mi­nierung bezieht sich auf die Erfahrung von Diskri­mi­nierung aufgrund mehrerer Identi­täts­aspekte, wie beispiels­weise Geschlecht, sexuelle Orien­tierung, Ethni­zität, sozio­öko­no­mi­scher Status oder Behin­derung. Im Kontext von Queer­feind­lichkeit bedeutet Mehrfach­dis­kri­mi­nierung, dass queere Personen nicht nur aufgrund ihrer sexuellen Orien­tierung oder geschlecht­lichen Identität diskri­mi­niert werden, sondern auch aufgrund anderer Merkmale. Zum Beispiel können queere Personen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund sowohl rassis­ti­scher Diskri­mi­nierung als auch queer­feind­licher Gewalt ausge­setzt sein. Dies kann zu einer komplexen und verstärkten Form der Unter­drü­ckung führen, die ihre Lebens­qua­lität und Chancen in verschie­denen Bereichen beein­trächtigt (siehe auch Inter­sek­tio­na­lität).

Unter Misgendern wird das Verwenden falscher geschlechts­spe­zi­fi­scher Pronomen, Begriffe oder Ansprachen verstanden. Eine Person, die sich als weiblich identi­fi­ziert, wird beispiels­weise misgendert, wenn sie mit ‚er‘ angesprochen wird oder über sie als ‚Herr …‘ gesprochen wird. Misgendern betrifft vor allem trans*, inter* und nicht-binäre Menschen. Doch auch andere queere Menschen wie Butches werden häufig misgendert. Dies kann verse­hentlich passieren, aber auch genutzt werden, um einer Person ihr Geschlecht abzusprechen. Häufiges und wieder­holtes Misgendern wirkt sich negativ auf die psychische Gesundheit der misgen­derten Person aus.

Misogynie ist ein anderes Wort für Frauen­feind­lichkeit. Damit wird nicht die indivi­duelle Abwertung bestimmter Frauen beschrieben, sondern vielmehr Bezug auf ein gesell­schaft­liches System genommen, das Frauen als Gruppe, und Weiblichkeit generell, abwertet und diskri­mi­niert. Dies kann alle Menschen betreffen, deren Geschlechts­aus­druck als weiblich inter­pre­tiert wird. Dabei gibt es verschiedene Inter­sek­tionen von Misogynie mit anderen Diskri­mi­nie­rungs­formen, wie bspw. der Trans*misogynie, die vor allem trans* Frauen betrifft. Gleich­zeitig ist Misogynie auch Grundlage für die Diskri­mi­nierung bspw. schwuler Männer, da ihre Liebe zu anderen Männern als ‚zu weiblich‘ wahrge­nommen wird.

Nicht-binär ist ein Überbe­griff für Menschen, die sich nicht (nur und/oder dauerhaft) mit einem der binären Geschlechter männlich und weiblich identi­fi­zieren. Manche nicht-binäre Menschen erleben sich selbst dabei gleich­zeitig auch als trans*oder inter*, andere nicht. Deshalb werden die Begriffe trans*, inter* und nicht-binär oft einzeln neben­ein­ander genannt, obwohl es Überschnei­dungen gibt. Nicht-binäre Menschen haben sehr verschiedene Selbst­ver­ständ­nisse und Weisen des Geschlechts­aus­drucks, die auch Transi­tionen beinhalten können. Begriffe, die oft synonym oder in Verbindung mit nicht-binär verwendet werden, sind bspw. abinär, enby, gender­queer oder nonbinary.

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