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Verleihung der Goldmarie

Ein guter Start – QNN und SVeN verleihen erstmals die Goldmarie
Sozial­mi­nis­terin Cornelia Rundt gratu­liert persönlich

Wir haben uns sehr gefreut, zusammen mit SVeN (Schwule Vielfalt erregt Nieder­sachsen) am vergan­genen Freitag, den 5.9.2014, in Hannover erstmals den queeren Preis für Fleiß verleihen zu können. Die beiden ausge­zeich­neten Goldmaries waren im Vorfeld aus 14 Vorschlägen von zwei unabhän­gigen Jurys ausge­wählt worden.

Für ihr lesbi­sches Engagement beim CSD Nordwest in Oldenburg, dem Dachverband CSD Nord und in ihrem Künst­le­rinnen-Alltag hinter den Kulissen erhielt Annie Heger als erste die goldene Ansteck­nadel aus der Hand von Lauda­torin Friederike Sobiech. Verschiedene Welten zu verbinden, die sich selbst fremd zu sein scheinen, ist eine der über den fleißigen Netzwerk- und Wissens­transfer hinaus­ge­hende, auszeich­nungs­würdige Eigen­schaft Annie Hegers, hatte zuvor die Lauda­torin die Jury-Entscheidung begründet.

Rund 100 geladene Gäste aus der queeren Community und dem Sozial­mi­nis­terium, das zur Veran­staltung einge­laden hatte, applau­dierten gerne. Annie Heeger betonte, die Gemein­schaft, für die sich viele der Anwesenden engagieren, sei nicht immer so dankbar, wie es sich viele wünschen. Sie selbst dankte insbe­sondere denen, die schon lange vor ihr den Weg dazu beschritten und geebnet hatten, dass es CSDs, Stamm­tische und eine gemeinsame Bewegung überhaupt erst gibt und dass sie sich so frei bewegen kann, wie es in der Laudatio beschrieben wurde.

Mit einem ähnlichen Rückblick dankte der Träger der Goldmarie 2014 für schwules Engagement, Christian Hoppe aus Braun­schweig, für die ihm zuteil gewordene Ehre. Jürgen Hoffmann hatte in seiner Laudatio beschrieben, wie vielfältig sich Christian Hoppe über zwei Jahrzehnte als Mitbe­gründer des Wolfs­burger Kreises (der Inter­es­sen­ver­tretung schwuler und lesbi­scher Mitarbeiter.innen bei Volks­wagen), beim Braun­schweiger Sommer­loch­fes­tival, dem Warmen Winter und für die jährliche Bärchen-Spenden­aktion der AIDS-Hilfe einge­setzt hat. Im Sinne der Ausschreibung sei Christian Hoppe nicht nur „fleißig oder kreativ, freundlich oder zuver­lässig“, sondern all das zugleich.

Christian Hoppe blickte bei seinem Dank zurück in die Zeiten, in denen er noch Belei­di­gungen auf offener Straße, Stein­würfe oder das Hinaus­bitten aus Kneipen erlebt hatte. Er dankte seiner Familie, die ihm seit seinem 13. Lebensjahr immer den Rücken gestärkt habe, er selbst zu werden, zu sein und zu bleiben, unabhängig von den Ansichten Anderer. Er sei überrascht, dass man mittler­weile einen Preis dafür bekomme, sich für die eigenen Belange und Inter­essen einzu­setzen. Darum verband er die Entge­gen­nahme der kleinen Schmuck­nadel mit dem Versprechen, dass er sich selbst­ver­ständlich auch weiterhin einsetzen werde, solange es auf dieser Welt noch Staaten gebe, die Homose­xua­lität mit dem Tod bestraften oder ander­weitig krimi­na­li­sierten.

Die Zeremonie, die von unserem SFN-Geschäfts­führer Thomas Wilde auflo­ckernd moderiert wurde, hatte mit drei Grußworten begonnen:

Für das QNN beschrieb Kirsten Plötz die aktuellen Entwick­lungen. Binnen weniger Monate ist im Zusam­men­spiel mit dem SFN, dem Netzwerk Lesbisch in Nieder­sachsen und den beiden Landes­ver­bänden für trans­ge­schlecht­liche Lebens­weisen (LtSN) sowie Inter­se­xuelle Menschen (IMev) ein gut aufge­stelltes Queeres Netzwerk Nieder­sachsen entstanden. Seine erste Aufgabe ist die Betreuung der Landes­för­der­mittel-Vergabe für queere Projekte. Insgesamt ist es eine geradezu märchen­hafte Wandlung, die noch nicht abgeschlossen ist. Lesbisch in Nieder­sachsen entwi­ckelt sich zudem zu einem Netzwerk, durch das die Inter­essen lesbi­scher Frauen im Land wahrnehmbar werden sollen. Auch die Verbindung der Aktiven und der Projekte vor Ort kann und wird bei LiN angestoßen werden. Die Arbeit läuft in offenen Workshop-Wochen­enden im Waldschlösschen. Nach einem guten Start im Juni steht das zweite Wochenende vom 19.–21. September 2014 vor der Tür. Kirsten Plötz lud die anwesenden Frauen herzlich ein, teilzu­nehmen oder es weiter­zu­sagen.

Für SVeN erzählte Projekt­leiter Andreas Paruszewski von den Zielen des hinundwech-Nachfolgers, der im Vorjahr aus der Taufe gehoben wurde. Nur wer sich wohlfühlt, achtet auch auf die eigene Gesundheit, so der Ansatz­punkt. Klassische und bewährte Präven­ti­ons­arbeit wie die der AIDS-Hilfen kann also durch Lifestyle- und spiele­rische Begeg­nungs­an­gebote unter­stützt und verstärkt werden. In den SVeN-Gruppen zwischen Nordsee­küste und Harz lud SVeN rund um den 6. September, den Tag des queeren Ehrenamts, Ehren­amt­liche aus den Regionen ein, um mit einem kleinen Geschenk Danke zu sagen für die viele ausge­zeichnete Arbeit im Land.

Dass sich lesbische, schwule, bi‑, trans- und inter­se­xuelle Menschen in Nieder­sachsens Politik stärker wieder­finden, unter­strich Sozial­mi­nis­terin Cornelia Rundt in ihrer Ansprache. Seit 2013 konnte das Budget für die Förder­maß­nahmen vervier­facht werden. In ihrer Facebook-Nachlese begrüßte sie die Goldmarie: „In Nieder­sachsen wurde (…) zum ersten Mal — und ich sage deutlich: endlich — schwules und lesbi­sches Engagement ausge­zeichnet. So sehr ich auch davon überzeugt bin, dass ehren­amt­liches Engagement haupt­amt­liches Engagement nur ergänzen sollte, so fest steht in diesem Fall: Ohne jahrzehn­te­langen Einsatz von allen Seiten stünden wir und die Geehrten heute nicht hier, wo wir stehen.“

Herzlichen Glück­wunsch für die Goldmarie 2014, Annie Heger und Christian Hoppe!

In diesem Sinne… bis zum nächsten Jahr!
Macht euch schon mal Notizen für eure ganz persön­liche Nominierung 2015. Und dann erleben wir hoffentlich, wie von Thomas Wilde angedeutet, vier ausge­zeichnete Goldmaries, jeweils für lesbi­sches, schwules, inter- und trans­se­xu­elles Engagement in Nieder­sachsen.

 

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