Queerfeindlichkeit in Niedersachsen weiter gestiegen — Land muss Finanzierung von Gegenmaßnahmen verstetigen
Heute hat Innenministerin Daniela Behrens im Rahmen der jährlichen Pressekonferenz zur ‚Politisch motivierten Kriminalität‘ (PMK) in Niedersachsen die Fallzahlen für queerfeindliche Straftaten im Jahr 2023 bekannt gegeben. Mit insgesamt 220 Fällen in den PMK-Unterthemenfeldern ‚Sexuelle Orientierung‘ und ‚Geschlechtsbezogene Diversität‘ ergab sich gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um 86%.
„Was sich im letzten Jahr bereits durch Presse und Berichten aus unseren Mitgliedsorganisationen als gefühltes Bild ergeben hat, wird nun auf erschreckende Weise durch offizielle Zahlen bestätigt“, sagt QNN-Vorständin Mareike Walther.
Dass es sich hierbei nur um die Spitze des Eisberges handelt, konstatierte bereits 2023 die Innenministerkonferenz, die in einem Bericht von einem Dunkelfeld nicht angezeigter queerfeindlicher Straftaten von 90% ausgeht.
Auch dass Queerfeindlichkeit keine Generationenfrage ist, zeigt der neueste Niedersachsensurvey des Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen. Innerhalb von zwei Jahren stieg bspw. der Anteil der Schüler*innen, die selbst angegeben haben homosexuelle Personen beleidigt, bedroht oder geschlagen zu haben, von 3,9% auf 5,5%.
Das QNN fordert daher nicht zum ersten Mal, dass aus der steigenden gesellschaftlichen Queerfeindlichkeit, die richtigen politischen Rückschlüsse gezogen werden müssen.
„Die Regierungskoalition hat zwar in diesem Jahr einmalig 300.000€ über die politische Liste für den ‚Gewaltschutz Queer‘ bereitgestellt, doch schon zu Ende diesen Jahres müssten wir den gerade begonnen Aufbau einer Fach- und Meldestelle Queerfeindlichkeit wieder einstellen, wenn es bei der aktuellen Haushaltsplanung bleibt“, sagt QNN-Geschäftsführer Nico Kerski und ergänzt: „Die heute veröffentlichten Zahlen zeigen deutlich, dass Queerfeindlichkeit kein einmaliges, sondern ein stark wachsendes gesellschaftliches Problem ist. Wir fordern daher die Verstetigung der Förderung von Maßnahmen gegen Queerfeindlichkeit.“
(2022 — 2023 summiert in den Unterthemenfeldern ‚Sexuelle Orientierung‘ und ‚Geschlechts-bezogene Diversität‘. 2019 — 2021 summiert in den Unterthemenfeldern ‚Sexuelle Orientierung‘ und ‚Geschlecht/Sexuelle Identität‘)
Pressemitteilung zum Dowload
Politisch Motivierte Kriminalität Niedersachsen 2023 – Präsentation Pressekonferenz (MI, 2024)
Ergebnisse des Niedersachsensurveys 2022 – Jugendliche in Niedersachsen (KFN, 2023)