[Kurzbericht] “Queer Works?!” — Tagung zu LSBTI* in der Arbeitswelt
Im Rahmen der Kampagne „Für sexuelle und geschlechltliche Vielfalt in Niedersachsen veranstaltete am 15. März 2018 das zum Bundesprogramm Demokratie Leben! gehörende Modellprojekt „Akzeptanz für Vielfalt – gegen Homo‑, Trans*, und Inter*feindlichkeit“ die Fachtagung „Queer Works?!“. Die Tagung war der Auftakt zur Umsetzung der Maßnahmen, die im Abschlussbericht zur Kampagnenentwicklung zur Arbeitswelt aufgeführt sind. Kooperationspartner der Tagung waren der VNB und das QNN, welches die Veranstaltung aus Mitteln des Sozialministeriums förderte.
Einen ersten Impuls-Vortrag lieferte Jurist Stefan Reiß aus Berlin zu den rechtlichen Grundlagen der Gleichstellung sowie der politischen Einordnung des AGG, das Benachteiligung auf Grund der sexuellen Identität verbietet. Deutlich wurde u.a. die Diskrepanz zwischen dem Alltagserleben der Gesellschaft und dem der queeren Community, die inzwischen mögliche Diskriminierungen wesentlich differenzierter wahrnimmt. (Reiß: „Je präziser die Begrifflichkeiten im AGG formuliert sind, desto schneller sind sie wieder überholt und die gesetzlichen Verankerungen hinfällig“).
Im zweiten Vortrag referierte Prof. Dr. Dominic Frohn zu den Ergebnissen seiner Studie „Out im Office?! — (Was) Haben sexuelle Identität und Geschlechtsidentität mit Job und Performance zu tun?“. Die Studie wurde in drei Dekaden durchgeführt (1997, 2007 und 2017) und erstmals mit einem erweiterten Schwerpunkt von trans* (und nicht-binär). Besonderer Fokus lag auf einem der sechs Kernelemente des Diversity Managements, der „Sichtbarkeit“. Frohn stellte dar, dass die Offenheit von Lesben und Schwulen seit 1997 deutlich anstieg, die Offenheit von trans* Personen und Bisexuellen änderte sich in der Arbeitswelt dagegen kaum. Als zentralen Faktor für das Outing von LSBTI* am Arbeitsplatz benannte er die Unternehmenskultur.
Karen Wagels schloss mit ihrem Impuls-Vortrag „doing body while doing work — heteronormative Verhältnisse in der Erwerbsarbeit“ den Vormittag. Wagels befragte in ihrer Studie sechs lesbische, schwule und trans* Personen und zu ihren Wahrnehmungen bezüglich heteronormativer Verhältnisse.
Nach der Mittagspause folgten vier parallel stattfindende Workshops. Prof. Frohn führte den Workshop 1 „Coming-out vs. Karriere? Meine sexuelle Identität bzw. Geschlechtsidentität im Arbeitskontext“ durch, welcher eine thematische Vertiefung seines Impuls-Vortrages darstellte. Karin Michalski knüpfte mit dem Workshop 2 „still working on it? — Strategien im Umgang mit geschlechtlichen und sexuellen Normen am Arbeitsplatz und in the everyday“ an den Vortrag von Karen Wagels an. Als Input präsentierte Michalski im Workshop ihren Film zum Thema. Dr. Jean-Luc Vey war Verantwortlicher für Workshop 3 „LSBTIQ* Netzwerke im Unternehmen – im Schnittpunkt zwischen Politik, Wirtschaft und Community“. Im Zentrum standen hier Gründung und Absicherung von LSBTIQ* Netzwerken in Firmen. Dabei wurde als wesentliches Problem identifiziert, dass es bisher weder hauptamtliche, noch im Rahmen von Freistellungen in deutschen Unternehmen für das Thema LSBTI* tätige Menschen gibt. Juliane Steeger von der Landeshauptstadt Hannover führte den Workshop 4 „Sexuelle und geschlechtliche Identität als Diversitydimension – Best Practice einer kommunalen Verwaltung am Beispiel der Stadt Hannover“ durch.
Hans Hengelein (LSBTI* Referent und AIDS-Koordinator des Niedersächsischen Sozialministeriums) übernahm die Leitung der anschließenden Podiumsdiskussion, in welcher die Ergebnisse der Workshops kurz zusammengetragen wurden.